Whisky Weekend Leipzig 2024

Im Februar werden die Tage schon langsam länger und der Winter (so es denn einer war) zieht sich langsam zurück. Es geht also aufwärts. Erschwerend kommt hinzu, dass gegen Ende Februar auch das Leipziger Whisky-Weekend stattfindet. Und wie in den letzten Jahren wollte ich mir das auch in diesem Jahr nicht entgehen lassen. Wie immer fand die Messe Freitags und Sonnabends statt, ergo stand ich dann am Freitag auch schon kurz nach der Öffnung der Tore gegen 17:30 Uhr im DaCapo auf der Matte. Ich war erstaunt ob der vielen Gäste um diese Zeit, das war in den letzten Jahren anders, da füllte sich das DaCapo erst im Laufe des Abends.

In einem ersten Orientierungsrundgang schaute ich mir erstmal an, wer von Seiten der Austeller alles anwesend war. Ein paar aus den letzten Jahren habe ich vermisst, wie La Famiglia Nostra mit Christian Brestrich oder den Whisky-Evening mit Andre Lautensack. Schade auch, dass die Chemnitzer Fraktion vom Whisky-Institut aka VEB Whisky Kombinat Karl-Marx-Stadt keine Abordnung nach Leipzig geschickt hatte. Mit bzw. bei den Jungs hatte ich bei den vergangenen Messen immer gute Gespräche, feine Whiskies und viel Spaß. Zum ersten Mal am Start in Leipzig war dafür u.a. The Maltlovinglawyer bzw. Jens Steinert mit seiner Gattin. Mit den Beiden konnte ich auch schon zur Hanse Spirithier in Hamburg ein paar Worte wechseln. Hier in Leipzig habe ich mir bei Jens auch den ersten Dram gegönnt, und was für einen. Nach kurzer Beratung habe ich mich für einen Blended Whisky aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts entschieden. Ich habe es nicht bereut, konnte er doch mit seinem schönen Old School-Charakter bei mir punkten. Überhaupt hat Jens an seinem Stand vorwiegend feine alte Single Malts und Blends stehen. Sehr schön.

Ebenfalls neu dabei war Tilo Schnabel aka The Cask Hound, allerdings hatte es nicht sollen sein, dass ich mich mit seinen Abfüllungen näher beschäftige. Zuviele andere Stände bzw. deren Besitzer haben mich in ihren Bann gezogen. Angefangen bei The Stillman’s mit Mario Besoke über Jens Fahrs Altstadtkneipe No. 2 bis zum Whisky Viking Scott Gordon und zu feinBrand Taucha mit Nico Kermes, um nur einige zu nennen. Bis dato gar nicht auf meinem Radar hatte ich den Stand vom Königsmann, einem Geschäft für Tabak, Wein und Whisky aus Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Fehler, wie ich an diesem Wochenende feststellen musste. Inmitten von anderen Ständen stehen da unscheinbar zwei, drei Tische mit einigen Flaschen drauf. Auf den ersten Blick läuft man vorbei, auch beim zweiten bleibt nicht viel hängen, aber dann, dann entdeckt man eine Flasche von Interesse (in dem Falle einen Glendronach Single Cask, sieht man heutzutage auch eher seltener), lässt sich einen Dram einschenken und schaut sich beim Genießen die anderen Flaschen näher an und kommt in’s Staunen. Da stehen dann z.B. ein Tullibardine und ein Ben Nevis aus der gehypten 100 Proof-Reihe von Signatory Vintage, ein Spey, abgefüllt für Schlumberger (geiles Teil) und zwei Private Cask Bottlings von Bruichladdich (einer aus einem Bourbon Cask und der andere aus einem Rivesaltes Cask), abgefüllt von/für Toralf Haarnack, den Besitzer von Königsmann. Ich habe mich dann durch die genannten Kollegen durchprobiert und was soll ich sagen; ein besser wie der andere. Und der Hammer, es waren von allen noch Flaschen käuflich zu erwerben. Ich hätte am liebesten von jedem eine mitgenommen, aber man muss ja Prioritäten setzen. Am Ende habe ich mich für den Laddie aus dem Rivesaltes Fass und den Ben Nevis entschieden. Wenn ich denn mal im Auto von Hamburg nach Leipzig unterwegs sein sollte, dann werde ich wohl mal eine kurze Rast in Neustrelitz einlegen müssen, liegt ja quasi (OK, nur mit ein bissel gutem Willen) auf der Strecke.

Ansonsten fanden in diesem Jahr wieder einige Tastings statt, nachdem im vergangenen Jahr keine angeboten wurden. Am Freitag ein Rare Irish Whiskey Tasting und am Sonnabend ein Cooper’s Choice Tasting, ein Raritäten Tasting mit alten Blends und Single Malts aus den 60ern und 70ern sowie ein Tasting des Independent Bottlers Lady of the Glen. Teilgenommen hatte ich allerdings an keinem, da die Themen mich nicht so wirklich tangierten.

Was gibt es sonst noch zu vermelden, außer das die Zeit an beiden Tagen wieder wie im Fluge verging? Nun, neben der Vernichtung einiger vieler und wunderbarer Drams hatte ich wieder viele angenehme und anregende Gespräche mit diversen Ausstellern. Es ist in Leipzig halt immer eine sehr familiäre Atmosphäre und es ist nicht zu voll. Für mich wesentlich angenehmer als z.B. die Interwhisky in Frankfurt, die ich vor einigen Jahren besuchen konnte. Dort war es gerammelt voll und ein Rundgang durch die Location artete teilweise schon in Stress aus. Hinzu kommt bei mir der nicht zu vernachlässigende, leicht sentimentale Faktor, dass die Area um die Karl-Heine-Straße, wo die Messe stattfand, in meiner Kindheit meine Heimat war, aber das hatte ich ja schon vor einigen Jahren im Bericht zu meinem zweiten Whisky Weekend etwas ausführlicher beleuchtet. Wen es interessiert, hier ist der Link dazu.

Und ich werde künftig nicht mehr darüber lamentieren können, in meinem Leben noch nie einen Port Ellen probiert zu haben. Überfällig war es ja schon lange, aber ich wollte halt nicht enttäuscht werden, da aus meiner Sicht ein Whisky grundsätzlich niemals der Glorifizierung und der damit einhergehenden Wahnsinnspreise der Abfüllungen wie bei Port Ellen gerecht werden kann. Naja, was soll ich sagen. Enttäuscht wurde ich beileibe nicht, ganz im Gegenteil. Ich hatte, der Empfehlung von Jens Fahr folgend, einen relativ jungen (10 Jahre), fassstarken Port Ellen von Signatory Vintage im Glas, ein ganz vorzüglicher, kräftiger, maritimer und öliger Islay Malt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Genau das, was ich mir von einem Whisky von dieser Insel erhoffe. Schön einen auf die Zwölfe. Danke für die Empfehlung, Jens.

Und dann war da ja noch ein Ardbeg, ebenfalls wieder am Stand der Delitzscher Altstadtkneipe No. 2. Den hatte ich ja bei Jens schon ein paar Wochen zuvor auf der Hanse Spirit entdeckt und probieren dürfen. Ein Ardbeg, im Jahre 2011 abgefüllt von der SMWS aus einem Sherry Butt mit dem zwar passenden, aber relativ einfallslosen Namen Delightful intensity of sherry and smoke (33.109). Da waren die Damen und Herren von der Society schon mal kreativer unterwegs. Aus meiner Sicht ein untypischer, weil sehr süßer und etwas zuckrig wirkender und mild-rauchender Vertreter dieser Brennerei, wobei untypisch nicht negativ gemeint ist, ganz im Gegenteil. Ein Rest dieses fabelhaften Whiskies hatte Jens mit nach Leipzig gebracht und ich hatte das Vergnügen, dieser Flasche den Garaus zu machen. Es war mir ein Fest.

Alles in allem habe ich die beiden Tage in meiner alten Heimat wieder so was von genossen. Eine kleine, aber feine Whisky-Messe. An dieser Stelle natürlich auch und wieder ein dickes Dankeschön an Mike Krenkel, dem Veranstalter des Leipziger Whisky Weekends, und sein Team für dieses charmante Event und das ich mich fotografisch auf der Empore austoben durfte. Schön auch, dass es auch dieses Jahr wieder die (erfreulicherweise weiterhin kostenlose) Garderobe gab. Leipzig, ich komme wieder. Bis nächstes Jahr.

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