Ein rustikaler Nachmittag auf der Elbe mit der SMWS

Mit Spannung und Vorfreude wurde dieses Event von mir erwartet. Warum? Es sollte wieder auf die Elbe hinausgehen, allerdings nicht wie im letzten Jahr mit einer alten Dampfbarkasse, sondern mit einem alten Fischkutter mit dem langen und klangvollen Namen „Präsident Freiherr von Maltzahn“. Dieser wurde 1928 bei der Sietas-Werft in Cranz erbaut, hat also auch schon fast 100 Jahre auf dem Buckel. Konzipiert war es ursprünglich als Motorsegler, wobei bei unserem Törn auf der Elbe die Segel nicht zum Einsatz kamen. Schade, hätte ich mir gerne angeschaut, aber Whisky-Tasting und Hantieren mit den Segeln durch die Besatzung verträgt sich glaube ich nicht so gut, was man auch auf den Fotos gut erkennen kann. So sind wir denn, angetrieben von einem alten Dieselmotor, die Elbe hinab und hinauf geschippert, insgesamt ca. 3 Stunden lang und es war wieder einfach herrlich. Trotz Schietwetters und stellenweise Regen war es wieder ein Erlebnis, bei feinen SMWS-Abfüllungen und mehr oder weniger tiefsinnigen Gesprächen über die gemeinsame Leidenschaft, die Landschaft und die vorbeifahrenden Schiffe zu genießen. Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Ich liebe es einfach.

Das Transportmittel der SMWS-Wahl

Aufpassen mussten wir, und darauf wurden wir vor Beginn der Fahrt vom Kapitän extra hingewiesen, bei uns entgegenkommenden bzw. überholenden Schiffen, da der alter Kutter dann doch ganz schön ins Schwanken kam. Was jetzt ein wenig übertrieben klingt, war tatsächlich nicht so ganz ohne, zumal die Reeling jetzt auch nicht unbedingt dazu geeignet schien, aus dem Tritt gekommene, leicht alkoholisierte Personen vom Fall ins kalte Nass abzuhalten. Also hatten wir uns gut an der Takelage festgehalten und am Ende ist glücklicherweise niemand von Bord gegangen.

Leichte Fassungslossigkeit im Blick – ob des Glasinhalts etwa ???

Und am Ende galt es natürlich auch diverse Abfüllungen aus den SMWS-Beständen zu verkosten und zwar insgesamt 6 Stück. Aus meiner Sicht genau die richtige Anzahl an Drams; nicht zu viel und nicht zu wenig. Das passte also schon mal.

Die Abfüllungen im Einzelnen waren:


– 60.32 – Chartreuse Martini (Aberfeldy, 9y, 57,8%, 1st Fill Ex-Bourbon Hogshead, Young & Spritely)
– 39.266 – Blue rasperry candy laces (Linkwood, 10y, 61,3%, 1st Fill Ex-Bourbon Barrel, Light & Delicate)
– 64.131 – A bit to french for its own good (Mannochmore, 15y, 57,6%, Ex-Bourbon Hogshead / 2nd Fill Ex-Sauternes Barrique, Spicy & Sweet)
– 140.13 – Ooey-gooey molten chocolate (Balcones, 4y, 65,1%, 1st Fill HTMC Barrique, Juicy, Oak & Vanilla)
– 48.160 – Ode to the worm tub (Balmenach, 16y, 55,8%, Ex-Bourbon Hogshead / 1st Fill Ex-Oloroso Hogshead, Deep, Rich & Dried Fruits)
– 66.235 – Mild-mannered, urbane and sophisticated (Ardmore, 24y, 50,3%, Refill Ex-Bourbon Hogshead, Lightly Peated)


Ich fand, eine ausgewogene Durchmischung der Geschmacksprofile in der richtigen Reihenfolge.

Die Kandidaten des Nachmittags – mit Gebrauchsspuren

Den Anfang machte ein Highlander aus der Aberfeldy-Brennerei. Das Profil Young & Spritely ist jetzt nicht unbedingt mein Ding (ich hab, glaub ich, nicht eine Flasche aus diesem Profil bei mir zu stehen) und der Whisky demzufolge nichts Umwerfendes, aber einer muss ja den Anfang machen.

Der Nächste, ein kräftiger Speysider kam da bei mir schon besser an. Die in Bourbon Fässern gereiften Linkwoods der Society gefallen mir ob der Vollmundigkeit und Vanillenoten eigentlich alle sehr gut. So auch dieser hier.

Weiter ging’s mit dem 131. Fass aus der Brennerei Nummer 64. Ein Mannochmore, der in einem Sauternes Barrique gefinished wurde. Gefiel mir so gut, dass ich noch einen kleinen Dram nachorderte.

Dann kam ein amerikanischer Single Malt an die Reihe, und zwar ein 140er aus der Balcones Distillery. Ein heftiges Brett, der am Gaumen quasi eine Geschmacksexplosion nach der anderen auslöst. Selten eine solche Bandbreite an Gerüchen und Geschmäackern bei einem Whisky gehabt. War mir fast ein wenig too much, aber nichtsdestotrotz ein geiler Whisk(e)y.

Der vorletzte Kandidat des Abends dann war mein persönlicher Favorit des Abends. Ein 16 Jahre alter Balmenach mit dem klangvollen Namen „Ode to the worm tub“, den ich gerade im Abgang herausragend und irgendwie auch ein bissel schräg fand, ohne das genauer beschreiben zu können. Um dem ein wenig tiefer auf den Grund zu gehen, habe ich mir, neben dem Mannochmore, umgehend eine Flasche von bestellt. Ich bin gespannt udn freue mich auf das Öffnen der Flasche.

Der letzte im Bunde war ein 24 Jahre alter Ardmore, seines Zeichens ein sanft-rauchiger und gefährlich süffiger Gaumenschmeichler. Der ging runter wie Öl und wäre der perfekte Kandidat für einen meiner Ex-Chefs. Der hatte mal erzählt, dass er eines Abends bei der Lektüre eines offenbar sehr spannenden Buches eine ganze Flasche Single Malts „nebenbei“ getrunken hatte und erschrocken war, wie die Flasche sich quasi von selbst geleert hatte. Ich denke das wäre der richtige Whisky für ihn gewesen.


Beim Einlauf in den Museumshafen gab’s noch ein kurzes Jazz-Intermezzo – frei Boot sozusagen

Überrascht war ich dann aber am nächsten Tag darüber, dass es alle Abfüllungen noch zu kaufen gab. Jedoch nicht über die Auflistung im Shop, sondern man musste explizit die Nummer der Abfüllung in die Suche eingeben. Merkwürdig, die Hintergründe würden mich da schon interessieren, obwohl solcherart Ungereimtheiten im Shop der Society eher die Regel als die Ausnahme sind. Ich will gar nicht wissen, was für Schätze da noch im Verborgenen auf Entdeckung warten (muss mir wirklich mal die Zeit dafür nehmen). Das da mal die ein oder andere Flasche zum Vorschein kommt, mag ja OK sein. Aber gleich alle sechs? Was aber natürlich auch sein kann; die SMWS kehrt zu dem Konzept zurück, für ein Tasting die entsprechenden Flaschen für die Teilnehmer zurückzuhalten. Erschwerend hinzu kommen könnte, dass unser Ambassador dies erwähnt hat, ich dies allerdings ob der Weitläufigkeit an Deck des Kutters + ca. 30 anwesende Teilnehmer nicht mitbekommen bzw. überhört haben könnte. Vielleich kann ja einer der anderen Dagewesenen was dazu sagen.

Was soll ich sagen, außer das es wieder ein fantastischer SMWS-Tasting Nachmittag war. Sehr spannende Abfüllungen wurden uns dieses Mal kredenzt und nebenher ein feiner Törn auf einem alten Segelkutter geboten. Viel besser geht eigentlich nicht. Und ganz ehrlich, Scheiß auf das Wetter. In diesem Sinne: Vielen Dank SMWS, vielen Dank Thom Glas.


No responses yet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert