Thom Glas lud am vergangenen Sonnabend in seinen Garten zu einem BBQ-Abend ein. Leztlich wurde es allerdings eine Dielenparty, weil der Wettergott der Meinung war, den ganzen lieben Sonnabend lang den Norden Deutschlands mehr oder weniger befeuchten zu müssen. Aber unser Gastgeber war so flexibel, dass Tasting dann eben in der Diele des Hauses stattfinden zu lassen. Das machte letzten Endes überhaupt nichts, es war trotz dieser widrigen Umstände ein fantastischer Abend.
Für mich erst möglich gemacht haben die Teilnahme an diesem Event Katja und Volkmar, die 3 Tage zuvor beim Elbstrand-Picknick der SMWS kundgetan hatten, noch freie Kapazitäten für die Fahrt nach Kiel zu haben. Da konnte ich schwerlich widerstehen und habe mir am nächsten Tag ein Ticket für das Tasting geordert. Vielen Dank an die Beiden für die Mitfahrgelegenheit.
Gegen 17 Uhr sind wir dann auch mit dem sportlichen Programm gestartet, und zwar mit einem 18-jährigen Glen Grant. Ein würdiger Beginn des Abends, der Name „Perfumed tropicality“ wurde dieser Abfüllung vollkommen gerecht. Ich hatte schon deutlich schlechtere Einsteiger.
Überrascht wurde ich dann vom zweiten Kandidaten des Abends. Hatte bis dato die Distillery 5 bei mir nun nicht gerade für ekstatische Freudentänze gesorgt, muss ich sagen, dass dieser im Bourbon Barrel gereifte Zeitgenosse mich doch ziemlich abgeholt hat. Deutlich präsenter als sein Vorgänger zeigte sich dieser Auchentoshan in der Nase und am Gaumen. Die 19 Jahre Reifung machen sich neben den floralen Noten vor allem in einer angenehm würzigen Holzigkeit bemerkbar. Sehr schön.
Und sogleich folgte ein weiteres Highlight für mich, das 69. Cask von der Auchroisk-Brennerei für die Society. Der in diesem Barrel seinerzeit gelagerte Brandy hat hier deutlichst seine Fußstapfen hinterlassen. Fand ich erstaunlich gut. Deswegen, Daumen hoch!
Zum Balmenach kann ich nicht soo viel sagen, außer dass das Spicy & Dry-Profil gut passte. Gute aber nicht herausragende Abfüllung. Punkt.
Dann war es so langsam an der Zeit, etwas Festes zu sich zu nehmen. Das Fleisch auf dem Grill war nach ein paar Stunden Brutzeln gar und wartete darauf, auf den Tellern der mittlerweile hungrigen Gäste zu landen und anschließend genüßlich verspeist zu werden. Ich muss an dieser Stelle eingestehen, dass ich kulinarisch ein ziemlicher Stümper bin und aus diesem Grunde gar nicht mehr sagen kann, was da auf dem Grill gelandet war. Es war, und das ist das Wichtigste, auf jeden Fall sehr lecker. Dazu gab es, passenderweise, einen Highland Park mit dem sinnigen Namen „Marshmellows in a crab’s claw“. 12 Jahre alt, wurde er zunächst in einem Ex-Bourbon Hogshead gereift, um nach einer nicht näher definierten Zeit in ein 1st-Fill Bourbon Barrel umgefüllt zu werden. Der Sinn einer solchen Aktion erschließt sich mir zwar nicht so ganz, vermutlich war aber das initiale Hogshead dermaßen ausgelutscht, dass man den Inhalt nur durch Umfüllen in ein 1st Fill Barrel retten konnte. Aber das ist nur meine Theorie und nichtsdestotrotz war es ein schöner Orkney-Whisky und passte sehr gut zum Essen.
Der darauf folgende Malt hatte wieder einen dieser abenteuerlichen Namen. „Paprika Pork Schnitzel“ wurde er vom Tasting-Circle der Society betitelt und hatte nach meinem Dafürhalten so rein gar nichts mit jenem Schnitzel zu tun. Aber sei’s drum, gefallen hat mir der Fettercairn mit seiner Tiefe und Komplexität trozdem, zumal einer der beiden wahren Herrscher im Hause Glas sich insoweit mit der Flasche anfreunden konnte, dass er sich hinter jene Flasche positionierte und sich geduldig für einige Fotos in Stellung brachte. Allerdings, so muss ich hinzufügen, bin ich vorher schon eine ganze Weile hinter ihm mit Kamera, Flasche und Glas hergehirscht. Trotzdem herzlichen Dank an dieser Stelle an die kleine Grazie, du hast einen Bombenjob gemacht.
Natürlich durfte zum Hauptgang dann ein entsprechender Nachtisch nicht fehlen. Klein, aber fein war hier das Motto. Jene Nachspeise, bestehend aus Eiscreme, Kirschen und einem kleinen Schokoladenkranz korrespondierte vorzüglich mit den „Drunken rasperries and prunes“. Eine kongeniale Kombination. Die Namensgebung dieser Abfüllung fand ich wieder einmal sehr abenteuerlich und liess mich schmunzeln. Ich will mir nicht näher ausmalen, wie man im Tasting-Circle der Society auf solch schräge Namen kommt.
Zum vorletzten Whisky kann ich dann nur eines sagen: Man hat ein halbwegs vernünftiges Sherry-Cask, schütte in selbiges Caol Ila, warte 8-10 Jahre (bei einem Finish auch weniger) und man hat in 99,9% aller Fälle einen sehr guten bis hervorragenden Whisky. So auch hier, die speckigen und zitronigen Caol Ila Noten ergänzen sich hervorragend mit den hier eher dezenten Sherry Noten, die den Grundcharakter der Brennerei nicht überdeckten. Eine sehr süffige Abfüllung, fand ich. So ein Caol Ila geht immer.
Die letzte Abfüllung des Abends war dann ein Glenturret, „gebraten“ in einem Re-Charred Hogshead. Gebraten insofern, als ich mir den Whisky vorstellte, wie er in einem Holzfass in einer Wüste vor sich hin brät. Uff, ein schöner Brutalinski und gleichzeitig ein würdiger Abschluß des Abends.
Einzig der Linkwood (39.243) ist irgendwie komplett an mir vorbeigegangen. Ich hab den weder einzeln fotografieren können noch kann ich mich daran erinnern, dass der irgendwann an diesem Abend in der Runde herumgereicht wurde, obwohl die Flasche im Gesamt-Lineup mit drinnen war. Egal, hat dem Ganzen aber keinen Abbruch getan.
Damit ging dann ein langer und fantastischer Abend zu Ende, nicht zuletzt aufgrund des wunderschönen Ambiente in Thoms Heim, ein altes Fachwerkhaus, welches noch mit Reet gedeckt ist. Ganz lieben Dank an den Gastgeber Thom Glas für diesen spannenden und genussreichen Abend.
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