Die SMWS zu Gast im Braustättchen am Fischmarkt

Ein wenig wehmütig wurde mir dann doch zumute als ich vor dem Braustättchen, dem Veranstaltungsort des aktuellen SMWS-Tastings, stand. Grund hierfür war, dass der vorige Pächter des kleinen Ladens ein gewisser Chris Rickert war, der vor Jahren beschloss, an eben jener Örtlichkeit unter dem Banner „Hanse Malt“ seinen „Raum für flüssige Fortbildung“ einzurichten. Zu dieser Zeit war er u.a. SMWS-Ambassador und lud des öfteren in diese Räumlichkeit zu eben jener flüssigen Weiterbildung im Rahmen des SMWS-Kosmos. Wir hatten damals dort sehr schöne Tastings mit wunderbaren Abfüllungen und denke sehr gerne an diese Zeit zurück.

Aber zurück zum Thema, schließlich waren wir nicht zum Vergnügen vor Ort, sondern um uns an Whisky und Bier abzuarbeiten. Es sollten neben mehr oder weniger aktuellen Abfüllungen der Society ein jeweils dazu passendes Bier gereicht werden. Nach meinem Dafürhalten hat das eher suboptimal geklappt, aber das machte, ich kann da allerdings nur für mich sprechen, überhaupt nichts, ich entdecke lieber neue und außergewöhnliche Sachen. Es gab extrem unterschiedliche Biere von geht so über jo, kann man machen bis zu hervorragend, meist aber schon etwas höherprozentiger. Hat wirklich Spass gemacht. Und, was mich besonders gefreut hat, es gibt dort mein Stammbier, wenn ich in Edinburgh bin, nömlich Belhaven. Musste ich mir doch gleich eine Dose von mitnehmen.


Gestartet sind wir mit dem Blended Malt Old Fahsioned und einem IPA. Der Blend war ganz nett (bin nun mal kein Blended Whisky Fan) und das Bier schön fruchtig.

Das zweite Paar war ein Glen Spey und das Proto 10 von der Kehrwieder Brauerei. Whisky ganz OK, aber das Bier war schön malzig und würzig, hatte allerdings auch 10 Umdrehungen, da muss man schon schauen, wieviel man davon in sich hinein schüttet.

Die dritte Runde bestritt ein 16 Jahre alter Dailuane mit einem Finish in einem Chinkapin Barrel und dem Granitbock aus dem Landbrauhaus Hofstetten, welches in Granittrögen gebraut wurde. Interessant zu sehen und zu schmecken, was man aus einem Chinkapin Fass für Noten bekommt, dachte ich doch glatt einen Whisky aus irgendeinem Sherry-Fass im Glas zu haben. Faszinierend. Genauso wie das Bier. Wann bekommt man schon mal ein Bier, welches in Granittrögen gebraut wurde. Es kommt schwer, karamellig und gleichzeitig ein wenig trocken und rauchig daher. Sehr schön.

Runde Nummero 4 war für mich der Gewinner des Abends. Also jetzt nicht in der Kombination, sondern Bier und Whisky jeweils für sich betrachtet. Eigentlich geht mir ja Macallan grundsätzlich am Allerwertesten vorbei, wobei ich die (bezahlbaren) 24er-Abfüllungen der Society auch nicht für überragend halte, aber diese Festival-Abfüllung hat mich dann doch überzeugt. Der Name, Massive Oak Extraction, ist hier Programm, wie ich finde und die 63% sind hervorragend eingebunden, so dass man kein Wasser hinzufügen muss. Ich finde, die Eiche vom Fass kommt hier extrem durch und ich mag das sehr. Peter Moser (Friends of Single Malt) meinte, dass hier sehr feuchte Sherry Fässer zum Einsatz gekommen sein könnten. Mag sein, aber wenn das Ergebnis so ist wie bei dieser Festival Abfüllung, soll mir das recht sein. Der Gegenpart dann zum Malt, ein Sauerbier namens Broyhan aus der Brauerei Das Freie war ja dann der absolute Burner. So ein komplexes Bier hatte ich auch noch nie getrunken. Ich kann das noch gar nicht so richtig einordnen, was ich da alles gerochen und geschmeckt habe. U.a. aufgrund der vielen Zutaten wie Veilchenwurzel, Nelken, Galgantwurzel usw. usf. brauchte die Brauerei eine Sondergenehmigung, um das Broyhan als Bier verkaufen zu können. Und das alles in einer extrvaganten Flasche zu einem noch extravaganteren Preis. Wobei dieser sicherlich aufgrund des aufwendigen Herstellungsprozesses und der Steingutflaschen sicherlich seine Berechtigung hat. Ist halt kein Bier von der Stange und zum Nebenher-Trinken sowieso nicht. Eindeutige Sieger des heutigen Abends, die beiden Kollegen.

Danach ging es die Eskalationsleiter nicht weiter hinauf. Eine Steigerung wäre allerdings auch schwerlich möglich und sicherlich auch nicht sinnvoll gewesen. Es wurde wieder ein Blend, der Frazzle Dazzle, dargeboten und dazu gab es ein fruchtiges Kirsch-Bier, welches ich für mich nicht so richtig einordnen konnte. Sicher nicht vekehrt, aber nicht so wirklich meins.

Zum Abschluss gab es dann noch, wie schon beim letzten Tasting, einen Caol Ila. Es handelte sich dieses Mal um die aktuelle Islay Whisky Festival Abfüllung namens Honeysuckle Petreichor, die 14 Jahre alt und in Refill Pedro Ximenez und Bourbon Hogsheads gereift wurde. Ein schöner Abschluss des Abends. Denn die Kombination Caol Ila Peat und Sherry geht ja eigentlich immer.

Somit bleibt mir nur eines, nämlich das Fazit. Und das lautet: Fantastischer Abend, schöne Whiskies, feine Biere, nette Unterhaltung und einiges (über Biere) hinzugelernt. Mein Dank geht an das Moderatorenpaar Christian Temme (Inhaber und Chef vom Braustättchen) und Thom Glas (Ambassador bei der SMWS), das habt ihr ganz fein gemacht 🙂


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