Letztes Jahr im November (also in 2022) hatte ich meinen bis dato längsten Schottland-Trip hinter mich gelassen. Knappe 3 Wochen, genau genommen satte 19 Tage, durfte ich in einem meiner favorisierten Reiseländer verbringen und, ich kann es nicht anders sagen, es war einfach grandios. 19 lange Tage lang durch dieses wundervolle Land stromern und hingebungsvoll zwei meiner großen Leidenschaften frönen, als da wären Fotografie und Whisky. Neben meinem 3-wöchigen Wohnmobil-Trip nach Norwegen in 2012 war das wohl meine schönste und intensivste Reise bislang.
Der Reiseplan gestaltete sich ein ganz klein wenig zersplittert, was der Tatsache geschuldet war, dass der Hauptinitiator der Reise, ein Whisky-Kollege ebenfalls hier aus Hamburg, ein Rugby-Freak sondersgleichen ist und die Reise rund um die End-of-year Internationals 2022 besagter Sportart geplant hatte. Im Klartext heisst das: Erstes Wochenende Edinburgh, danach eine Woche Campbeltown, wieder ein Wochenende Edinburgh, dann für eine knappe Woche Highlands nahe Skye und final wieder ein Wochenende Edinburgh. Die Stadt ist ja schon fast meine zweite Heimat, wenn man meine vergangenen Reisen mit betrachtet. Dementsprechend war die Organisation der Reise bezüglich Übernachtungen und fahrbaren Untersätzen ein wenig herausfordernd, was wir aber letztlich im Teamwork gut gemeistert hatten und im Nachhinein auch gut funktionierte, abgesehen von ein paar kleinen Problemchen, was aber ganz normal für solcherlei Trips ist. Zu erwähnen wäre noch, dass wir zu Beginn des zweiten Edinburgh-Wochenendes Verstärkung in Form von zwei alten Kommilitonen meines Freundes bekamen, die unbedingt mit in den Nordwesten Schottlands wollten.
Für unsere beiden Abstecher nach Campbeltown und Strathcarron hatten wir uns im Vorfeld jeweils PKW angemietet, um möglichst flexibel zu sein und die Umgebung erkunden zu können. Für mich eine mittlere Herausforderung, war es doch mein erstes Mal im Linksverkehr des Königreichs. Hinzu kam noch, dass die Straßen außerhalb der Ballungsgebiete und Hauptverkehrsadern nun nicht wirklich gut ausgebaut sind und die Schotten auch nicht unbedingt die rücksichtsvollsten Verkehrsteilnehmer sind. Mein eher subjektiver Eindruck relativiert sich wahrscheinlich wieder ein wenig, wenn man bedenkt, dass es die Autofahrer hier nicht anders kennen und die Straßenverhältnisse quasi mit der Muttermilch aufgesogen haben und wir auf unserem Kintyre-Trip einen doch eher großen und vor allem breiten SUV zur Verfügung gestellt bekamen. Nun, für Herzklopfen war damit (vermutlich nicht nur) bei mir also das ein oder andere Mal gesorgt.
Im Folgenden nun eine lose Auswahl meiner Fotos samt kurzem Begleittext, thematisch eher willkürlich nach meinem Dafürhalten abgegrenzt:
Part 1 – Edinburgh 1/3
Nach den ganzen pandemischen Einschränkungen der letzten Jahre habe ich doch relativ schnell wieder „meinen“ Kontakt zur schottischen Hauptstadt herstellen können, indem ich zu einigen für mich markanten Punkten der Old- sowie der New-Town gelaufen bin und die Atmosphäre der Stadt inhaliert habe. Zudem hatten wir eine relativ laute, aber nichtsdestotrotz schöne B&B-Unterkunft an der Ferry Road. Hier hatte ich ein Zimmer unter dem Dach mit fantastischem Blick auf die Skyline von Edinburgh bekommen. Ich war hin und weg, konnte ich doch hier gleich mal mein noch relativ neues Zoom-Objektiv plus nagelneuen Extender ausprobieren, was ich an einem Nachmittag und in einer Nacht ausgiebig tat. Ein schöner Start.
Part 2 – Campbeltown
Hauptgrund des Besuchs der Halbinsel Kintyre war natürlich der Besuch der Springbank-Destillery. Zu dieser Brennerei muss man wohl nicht viele Worte verlieren. Die Whiskies sind legendär und das familiengeführte Unternehmen ein ganz wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber in der Region in und um Campbeltown, welches auch seine soziale Verantwortung für die Region ernst nimmt. Das habe ich erst so richtig bei der Springbank-Tour und der zwei Tage später gebuchten Dunnage Warehouse Experience bei Glen Scotia verstanden. Sind bei ersterer extrem viele Mitarbeiter auf und im Firmengelände in orange-farbenen Westen unterwegs, sah man bei Glen Scotia um die Ecke bis auf das Shop-Personal nicht wirklich viele Mitarbeiter auf der Brennerei-Tour. Ein Unterschied, der mir extrem auffiel und schon ein Licht auf die Brennereien bzw. deren Eigentümer warf.
Part 3 – Kintyre
Nun besteht die Halbinsel Kintyre nicht nur aus dem Städtchen Campbeltown mit seinen beiden Brennereien Springbank (wobei man hier noch die zur Brennerei gehörende Glengyle-Distillery zählen muss) und Glen Scotia. Vielmehr hat es auf dieser Halbinsel im Südwesten Schottlands zerklüftete, von Stürmen gezeichnete, wilde Küstenlandschaften, einsame Friedhöfe, wunderschöne Ausblicke auf seltsam geformte kleine Eilande, andere Länder (Irland), verlassen wirkende Straßen, verfallene Burgen, kleine hübsche Städtchen, weite grüne Hügelgebiete sowie extrem schnell wechselnde Witterungsverhältnisse. Und über alldem wabbert eine würzig-getreidige, leicht schmutzige Note durch die Lüfte, was aber auch eventuell daran liegen könnte, dass ich grad ein Destillat aus DER Brennerei auf Kintyre, nämlich Springbank, in meinem Glas habe ;-).
Part 4 – Edinburgh 2/3
Das zweite Wochenende in Edinburgh war fotografisch relativ wenig ergiebig. Lediglich auf dem Leith Walk auf meinem Weg von unserer AirBnB-Unterkunft um die Ecke vom Calton Hill zum Stammsitz der SMWS – The Vaults habe ich ein paar Eindrücke dieser Hauptverkehrsader mit seinen unzähligen Geschäften und Pubs auf den Sensor gebannt. Zudem wird hier immer noch fleißig an der Verlängerung der Tram vom York Place bis hinauf nach Leith zum Ocean Terminal gewerkelt. Dort am Ocean Terminal wird übrigens gerade auch noch eine Whisky-Brennerei gebaut, die Port of Leith Destillery. Sieht schon eindrucksvoll aus und ich bin gespannt, wenn diese ihre Pforten öffnet bzw. wenn es den ersten Malt gibt, was aber noch ein paar Jährchen dauern wird.
Part 5 – Eilean Donan Castle
Auf der Fahrt von Edinburgh nach Strathcarron mussten wir uns ein wenig beeilen, wodurch unsere Pausen entsprechend kurz ausgefallen sind. Nichtsdestotrotz haben wir beim Eilean Donan Castle genau die richtige Zeit für ein paar Fotos erwischt. Blaue Stunde und die Wetterlage war auch nicht so verkehrt für einen leicht dramatisch wirkenden Background. Passte.
Part 6 – rund um den Loch Carron
Angekommen an unserem nächsten Etappenziel, Strathcarron, am Ende des Loch Carron, hatte ich eine knappe Woche, um alleine bzw. gemeinsam mit den Anderen das Festland hinter der Isle of Skye zu erkunden. Und das habe ich auch ausgiebig getan. Entschleunigung par excellence. Trotz nicht wirklich viel Zeit dort habe ich die wilden Küsten- und Berglandschaften tief in mich aufgenommen, zumal das Wetter meist mitgespielt hat. Sonne wechselte sich mit Wolken und ein bissel Regen ab, und das quasi im Minutentakt. Ideale Bedingungen also zum Fotografieren.
Part 7 – Isle of Skye & Isle of Raasay
Das Kapitel Skye war ein mehr oder weniger abwechslungsreiches. Wir wollten an einem Tag unseres Aufenthaltes in Strathcarron rüber auf die Insel und DAS Touristenziel auf Skye, Neist Point, besuchen. Im weiteren Verlauf des Tages wollten wir dann noch in das noble und weit über die Landesgrenzen bekannte Restaurant Three Chimneys einkehren. Eine Reservierung dort ist dringend angeraten und ich meine auch Voraussetzung.
Nun, der Trip zum weltbekannten Leuchtturm war dann wohl eher eine Luftnummer. Das Wetter hatte es uns auf dem Weg dahin schon gezeigt: Ihr werdet heute keinen Spass dort haben, und sehen sollt ihr gleich gar nichts. Den ganzen lieben Tag tiefhängende graue Wolken und Regen, Regen und nochmals Regen. Nun ja, es war halt November, da kann und darf das schon mal vorkommen. Aber es sollte noch besser kommen. Auf dem Rückweg vom unsichtbaren Neist Point dann passierte es – Reifenpanne. Eigentlich nicht wirklich verwunderlich bei den Straßenverhältnissen vor Ort, trotzdem mehr als ärgerlich. Fazit: 2 Stunden Wartezeit auf den Pannendienst bei Regen an einer verlassenen Schule irgendwo im nirgendwo auf Skye, dann quer über die halbe Insel nach Portree zur Werkstatt abgeschleppt (wobei mir mehr als einmal sehr anders zumute wurde, rammelte der Fahrer unseres Abschleppers doch mit einem Affentempo über die schmalen Single Track Roads, die wir vorher noch mit PKW mit quasi halber Geschwindigkeit langgezuckelt sind) und dann wieder mit neuem Reifen die halbe Insel zurück nach Colbost zu unserem reservierten Tisch im Three Chimneys. Und ich muss sagen, das Mahl dort hat die Strapazen den ganzen Tag über locker aufgewogen. Selten, vielleicht auch noch nie so fantastisch gespeist. Die Speisekarte ist sehr übersichtlich, was angesichts der Tatsache, dass im Restaurant nur Speisen und Getränke gereicht werden, deren Zutaten von der Isle of Skye stammen oder produziert wurden und demzufolge auch nur saisonal bedingt verfügbar sind. Ein zugegegebenermaßen nicht ganz billiger (aufgrund der Herkunft der Zutaten sind die Preise aber angemessen) Hochgenuß, welcher nicht nur mir den Tag mehr als gerettet hat. Wer auf Skye unterwegs ist und gerne gut speist, sollte auf jeden Fall ein Stopp im Three Chimneys in Erwägung ziehen. Wir haben es auf jeden Fall nicht bereut.
Part 8 – kurzer Halt im Glencoe-Valley
Auf dem Rückweg von Strathcarron nach Edinburgh wollten wir zwei Sachen unbedingt machen. Zum ersten im bekannten Whisky-Shop Tyndrum (früher The Green Welly Stop) pausieren, wo ich auch schon mal online eingekauft habe und zum zweiten einen Halt im Glencoe-Valley einlegen.
Ohne eine Flasche Whisky zu kaufen bin ich natürlich nicht aus dem Tyndrum Shop herausgekommen, was aber zu erwarten war. Schöner Laden mit einer breiten Auswahl und einigen Eigenabfüllungen.
Schade fand ich, dass wir für das Glencoe Tal nur kurz Zeit hatten, da wir unseren Wagen wieder in Edinburgh abliefern mussten. So blieb nur für zwei drei kurze Pausen Zeit, was aber schon sehr beeindruckend war. Das Wetter hatte es wieder einmal gut mit uns gemeint, Wolken und Sonne in schönem Wechsel und an den Bergzügen in der Ferne bauten sich beständig bedrohlich wirkende Wolkenformationen auf. In diesem Tal lohnt es sich definitiv einen längeren Aufenthalt einzuplanen. Mal schauen, ob ich es irgendwann einmal hinbekomme.