Rare & Old – Tasting der SMWS auf der Cap San Diego

Letzten Freitag war es dann mal wieder soweit. Die SMWS hat zum Tasting auf die Cap San Diego geladen, und zwar zum Old & Rare-Tasting. Natürlich wurden die Abfüllungen wieder im altehrwürdigen Salon des Schiffes verkostet, der dieses Mal jedoch ziemlich kühl temperiert war. Da fand wohl länger keine Veranstaltung statt. Nichtsdestotrotz wurde es im Laufe des Abends besser, dafür sorgten die insgesamt elf Nasen an Bord und natürlich diverse Drams. Ja, wir waren tatsächlich nur neun Teilnehmer plus Moderator Thom und sein Kompagnon, der sich um die Beschickung der Gläser mit dem flüssigen Gold kümmerte. Ich empfand das als ganz angenehm, mag ich es doch nicht sonderlich wie die Heringe in der Dose aufeinander zu hängen. Das kurz zu den allgemeinen Rahmenbedingungen.

Fünf Kandidaten warteten heute Abend auf ihr Urteil und, um es vorweg zu nehmen, alle bewegten sich auf hohem bis spitzenmässigem Niveau, wobei ich hier den Preis mal ganz dezent ausser acht lasse, speziell bei dem BenRiach und dem Auchroisk. Dann würde die Sache nämlich schon wieder ein wenig anders aussehen. Ergo ist das Preis/Leistungsverhältnis der heutigen Probanden heute definitiv nicht mein Thema.

Begonnen haben wir den Abend mit einem 31 Jahre alten Grain Whisky aus der längst geschlossenen Destillerie Cambus aus den Lowlands. Grain Whisky mag ich eigentlich nicht sooo gerne, wobei ich hier Grains mit Reifung in Weinfässern ausschliessen möchte. Da haben mich tatsächlich die bis dato Probierten überzeugt. Aber dieser Cambus hier, der ist schon schön. Der Name – „Candles, kumquats and polished oak“ – passt ganz gut. Ergo nehme ich heute Abend mit, dass es auch gute Grains mit Reifung in Bourbon Fässern gibt.

Auf den nächsten Whisky war ich besonders gespannt, da ich von den 35ern der Society viele ganz grosse Abfüllungen kenne und auch einige Flaschen besitze. Es seien hier nur stellvertretend der 35.150 – „Corn n‘ Oil,“ der 35.194 – „A composition in wood“ oder der 35.203 – „Feria de Jerez“ genannt, allesamt herausragende Vertreter der Destillerie im Portfolio der SMWS. Aber es gibt halt eben nicht nur herausragende, sondern auch gute und sehr gute Abfüllungen und dem hier verkosteten Glen Moray mit einem Finish in einem Sauternes Barrique würde ich letzteres Prädikat verleihen. Er überzog meinen Gaumen mit einer Mischung aus allerlei tropischen Früchten und sehr viel süsser Vollmilchschokolade, was mich dann doch überraschte. Gibt es doch auch andere im Sauternes-Cask gereifte bzw. gefinishte Abfüllungen, die aber einen dreckigen und trockenen Grundcharakter haben und daher eher meine Baustelle darstellen. Wie gesagt, nicht herausragend aber eben doch sehr gut.

Der dritte im Bunde war ein Whisky von den Orkney-Inseln und zwar der 4.277, ein leicht getorfter Highland Park mit dem eigentümlichen Namen „A punch and a pout, honey and heft“. Ein sehr angenehmer Vertreter seiner Art und sehr süffig. Gefährlich süffig würde ich sogar meinen. Ich sag mal so: Wenn man in einer lockeren Runde mit Freunden, die Torf und Rauch nicht gänzlich abgeneigt gegenüberstehen, zusammensitzt und hiervon eine Flasche auf den Tisch stellt, dann sollte man tunlichst vorgesorgt haben und noch eine, besser zwei Flaschen in der Hinterhand haben. Ich bin ja nun kein bekennender HP-Jünger aber der hier gefällt mir richtig gut.

Und weiter geht’s mit Whisky Nr. 4, den 12.54 – „Delishably delectable“. BenRiach-Abfüllungen gab es in der SMWS-Historie noch nicht sonderlich viele, die 54. Abfüllung aus dieser Speyside-Brennerei steht hier vor uns, gelagert zunächst für 29 lange Jahre in einem Oloroso-Butt aus amerikanischer Eiche, um schliesslich für weitere zwei Jahre in einem Oloroso-Butt spanischer Herkunft veredelt zu werden. Keine Ahnung, ob die letzten beiden Jahre Lagerung in einem Fass spanischer statt amerikanischer Eiche an dem Destillat etwas wesentliches verändert haben oder nicht. Fakt ist, dieser BenRiach ist eindeutig mein Tagessieger. Holt mich das Geschmacksprofil – Spicy and dry – schon ab, gibt der Whisky in der Nase und am Gaumen noch mal richtig Gas. Würziges Möbelshampoo, alter Ledersattel und vertrocknete Zigarren in der Nase und am Gaumen herb-würzige Trockenheit verbunden mit fleischigen und bitteren Haselnüssen. Schon heftig trocken, aber geil. Ich musste dann erstmal meinen Gaumen mit einem Glas Wasser wieder befeuchten. Uiii, war der trocken. Und mein eindeutiger Favorit heute Abend.

Kommen wir schlussendlich zum Highlight des Abends, einem 38 Jahre alten Auchroisk aus der The Vaults Collection der Society, welcher auf den sinnlichen Namen „Indian summer in a Japanese garden“ hört. Es handelt sich hier um eine Vollreifung in einem Sherry Butt. Aus dieser Destillerie wurden noch weniger Fässer als beim vorherigen abgefüllt. Es ist erst das 39. Fass. Dieser Whisky bietet eine ziemliche Bandbreite an Aromen, welche alle entdeckt werden wollen. Tiefe und Komplexität prägen ihn, was angesichts des Alters und des Fasstyps nicht verwundern dürfte.. Meine Fresse, da weiss man gar nicht wo man anfangen soll. Mit diesem alten Kollegen würde ich mich auch gerne mal lange und eingehend im stillen Kämmerlein beschäftigen. Würde Spass und Sinn machen, glaube ich. Aber auch so war er eine Wucht, kam allerdings nicht ganz an den BenRiach heran.

Zusammenfassend sei gesagt, dass unsereiner wieder einen schönen Abend mit noch schöneren SMWS-Abfüllungen an Bord der Cap San Diego verbringen durfte. Fünf feine alte Whiskies durften wir heiue wieder unsere Kehlen hinunterfliessen lassen. Danke an Thom Glas, seinen unterstützenden Freund und natürlich die SMWS für dieses Event.

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