Endlich hat es geklappt. Endlich konnte ich wieder am Leipziger Whisky-Weekend teilnehmen. Dank einiger uns Menschen übel gesinnter Kleinstlebewesen mussten wir alle u.a. auf diese Messe verzichten. Am Rande habe ich mitbekommen, dass es aber doch schon im Oktober des letzten Jahres eine Neuauflage der Messe gab. Da sich aber Termin mit meinem Schottland-Aufenthalt überschnitt, konnte ich leider nicht teilnehmen. Umso erfreuter war ich, dass nun im Februar, quasi zur gewohnten Zeit fast am Ende des Winters, wieder das Whisky-Weekend stattfand. Und dieses Mal, das hatte ich mir ja schon bei der letzten Messe vorgenommen, habe ich tatsächlich alle beiden Tage die Veranstaltung im DaCapo besuchen können.
Über das DaCapo in der Karl-Heine-Straße im Westen von Leipzig brauche ich nicht viele Worte verlieren. Das hatte ich schon bei meinem letzten Besuch der Messe im Jahre 2020 getan (hier der Link Whisky Weekend Leipzig 2020). Als ich dann Freitg Nachmittag gegen 17:30 Uhr das DaCapo betrat, war das fast wie zu Hause ankommen. Na gut, vielleicht ein wenig übertrieben, aber immerhin reicht die Verbindung zu dieser alten Fabrikhalle bis in meine Kindheit zurück.
Aber zurück zum Thema. Beim Schweifen meines Blickes in die Runde erblickte ich viele bekannte Stände und Gesichter, vermisste allerdings auch einige wie feinBrand Taucha und Christian Brestrich von La Famiglia Nostra. Bei feinBrand Taucha war mir dies bekannt, da ich einige Wochen zuvor im Geschäft in Taucha war und Nico mir dies erzählt hatte. Umso erfreuter war ich, als mein Auge die Stände von The Stillman’s DE und dem Chemnitzer Whisky-Institut erblickte, hatte ich doch dort bei der letzten Veranstaltung feine Schwätzchen halten und noch feinere Tropfen verköstigen dürfen.
So auch dieses Mal, bei den Jungs vom Whisky-Institut habe ich wieder einige schöne Abfüllungen probieren dürfen, u.a. war da noch ein Rest vom Port Charlotte aus dem VEB Whisky-Kombinat in der Flasche. Den hatte ich auch schon in 2020 probieren dürfen und nach einer ganzen Flasche gefragt. Die Antwort damals wie heute: Ausverkauft. Wie sich’s halt für ein Kombinat geziemt . Aber der PC ist so ein richtig kleines Schwefelteufelchen und das mag ich ja sehr. Und ich habe bei den Chemnitzern durch Zufall Marcel Langnickel persönlich kennenlernen dürfen. Es hat mich gefreut, sind wir doch bei FB schon länger befreundet. Er hatte mir zu meinen Whisky-Anfängen so ca. in 2016-17 einige Samples und (offene) Flaschen zukommen lassen, damals noch in der „großen“ und heute nicht mehr existenten Gruppe.
Der Stand vom Stillman ist für mich jedes Mal auf’s neue Pflicht, und das nicht nur wegen der Abfüllungen. Es ist mir jedes Mal eine Freude, den Ausführungen und Erzählungen von Mario Besoke zu lauschen. Da ist jemand mit ganz viel Herzblut dabei, was man auch ganz deutlich merkt. Und ich habe mir, in meinen Augen nicht so ganz unwichtig, den zweiten Teil der Máire-Abfüllung, einen herrlich fruchtigen Ben Nevis, gereift in einem Chateau Lafite Barrique, mitgenommen. Hatte mir die erste Abfüllung (8 Jahre, 57,6% vol, 120 Bottles), die ich bei Mario das letzte Mal vor 3 Jahren mitgenommen hatte, schon sehr gut gefallen, erschien mir der aktuell 10-jährige Ben Nevis (55,1% vol bei 250 Flaschen) aus eben jenem Faß deutlich geschmeidiger, runder und noch frucht-bombiger als die Erstabfüllung, was jedoch angesichts des 2 Jahre länger im Barrique verweilenden Destillats nicht verwundern dürfte. Spannende Geschichte, wie ich finde. Ich freue mich auf die Querverkostung der Beiden aus dieser tollen Highland-Brennerei.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich meine Besuche bei Heathen Spirits und Whisky-Evening. Ersteren kannte ich ja schon vom letzten Whisky Weekend und der Just Whisky hier in Hamburg mit seinen experimentellen Fassreifungen von Destillaten zumeist ungenannter Herkunft. Immer wieder spannend, die Produkte dieser Experimente zu probieren. Vom Whisky-Evening aka Andre Lautensack hatte ich schon viel in diversen sozialen Medien gelesen und gehört, aber noch nie wirklich Kontakt gehabt. Das sollte sich bei dieser Messe ändern, hatte ich Andre doch am Freitag Abend zu fortgeschrittener Stunde gebeten, mir einen Whisky zu geben, der so richtig weh tut. So quasi als Rausschmeißer. Prinzipiell hatte er den Sachverhalt schon richtig verstanden, allerdings auf einer anderen Ebene. Meinte ich eher einen „Rachenputzer“, hattte Andre wohl eher den geistigen Bereich im Sinn, hatte er mir doch einen Slyrs Whisky eingeschenkt. Als ob das nicht schon genug wäre, stellte sich heraus, dass das eine spezielle Abfüllung für den FC Bayern München (Pendant zum BFC Dynamo damals in der Zone) war. Jeder der mich ein wenig kennt, weiss um meine Beziehung zu diesem verein. Und das tat schon weh, quasi wurde mein Wunsch damit erfüllt. Am Gaumen und in der Nase ist allerdings ziemlich wenig passiert, was angesichts der fortgeschrittenen Stunde nicht verwunderlich war. Nun, lustig war’s trotzdem und auf jeden Fall.
Schade fand ich, dass man in diesem Jahr nicht auf die Empore konnte. Dort konnte man sich ein wenig zurücknehmen und das Geschehen von oben betrachten. Ich hatte das immer gerne gemacht und ein paar Fotos geschossen. Ich vermute den Grund in der Tatsache, dass es in diesem Jahr keine Tastings gab. Vielleicht waren aber auch bauliche Gründe für die Sperrung der Empore verantwortlich. Ich weiß es nicht. Schade, aber leider nicht zu ändern.
Dafür ist aber mein Hauptkritikpunkt der letzten beiden Messebesuche weggefallen: Die Garderobe. Es gab jetzt tatsächlich eine solche und das empfand ich als sehr positiv. Zudem war selbigee auch noch kostenlos. Ein großes Dankeschön an das Veranstalterteam vom Whisky Weekend Leipzig um Mike Krenkel dafür. Sehr schön.
Fazit: Ich liebe diese kleine und familiäre Messe. Ich hoffe und wünsche mir, dass dieses kleine Event in den nächsten Jahren weiterhin Bestand hat. So es mir terminlich möglich ist, werde ich dieses weiterhin beehren und meine Lust auf schöngeistige Genüsse und spannende Austausch mit Gleichgesinnten befriedigen.
Am Ende des Tages ist es dann doch wieder ein ziemlich langer Text geworden. Ich weiß gar nicht, liest eigentlich jemand noch solch lange Texte?
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