Wie in der Überschrift schon geschrieben, endlich auf Helgoland. Endlich deswegen, weil ich die Reise schon für letztes Jahr im November fest geplant hatte, aber aus den bekannten Gründen nicht antreten konnte. Da ich aufgrund der damaligen Situation vorsichtig war, hatte ich aber noch nichts gebucht. Alles richtig gemacht, würde ich sagen. Die Reise wäre wohl ein Fiasko geworden. Meinen Urlaub hatte ich allerdings genehmigt bekommen, so dass dieser zu Hause im Lockdown stattfinden musste. Nicht schön, aber es gibt schlimmeres. Aber zurück zum eigentlichen Thema.
Nüchtern betrachtet, ist Helgoland eigentlich keine besonders schöne Insel. Der rostfarbene Grundton des Buntsandsteins, also jenes Gesteins aus welchem die Insel besteht, ist, aus der Nähe betrachtet und insbesondere bei feuchtem Wetter, nicht sonderlich schön anzusehen und hinterlässt auch gerne einmal unschöne Spuren auf Hosen und Schuhen. Hinzu kommt die nicht sonderlich attraktive, aber zweckmässige und sehr dichte Architektur der Inselbebauung, was aber der Historie in Folge des 2. Weltkriegs geschuldet sein dürfte. Nachdem die Briten im Jahre 1947 die Insel quasi komplett zerbombt hatten, musste ab dem Jahr 1952, als Helgoland wieder an Deutschland übergeben wurde, durch die zurückgekehrten Inselbewohner alles komplett neu aufgebaut werden. Nicht zu vergessen die sehr eingeschränkte Grösse des Eilands, was nur sehr begrenzte Bauvorhaben ermöglichte. Und auch der Südhafen sieht aus wie eine Hafenanlage irgendwo im nirgendwo. Soweit zur rein objektiven Betrachtungsweise.
Kommt nun jedoch meine subjektive Sichtweise, und aufgrund der allgemeinen Beliebtheit der Insel gehe ich mal ganz stark davon aus, dass ich damit nicht alleine stehe, hinzu, so muss ich konstatieren, dass da die ganze Geschichte schon wieder ganz anders aussieht. Schon wenn man die Insel vom Schiff aus der Ferne sieht, geht eine gewisse Magie von ihr aus. Ist man dann aber einmal auf dem roten Felsen, wird man schnell von dem rustikalen, ja fast schon schroffen Charakter der Insel in den Bann gezogen und so schnell nicht wieder losgelassen. Klar, auch die Möglichkeit steuerfrei zu shoppen, ist nicht zu verachten, aber spätestens nach dem zweiten Inselbesuch war es damit bei mir auch vorbei. Und das obwohl ich als Whiskyliebhaber dort quasi ein Paradies vorfinde, ist diese Spirituose neben Zigaretten und Parfum doch die meistverkaufte Ware auf der Insel. Aber irgendwie sind es auf Dauer immer die gleichen Abfüllungen speziell für den Duty-free-Markt. Grosse Ausnahme ist hier Heiner’s Duty-Free-Shop im Oberland, über den ich hier im Blog unter der Rubrik Whisky ja schon einen Beitrag geschrieben habe und der natürlich in der Whisky-Szene kein unbeschriebenes Blatt ist. In seinem Shop bin ich bis dato immer fündig geworden und seine Tastings sind immer genial.
Nun war ich also das dritte Mal auf Helgoland, alleine und für eine ganze Woche. Der Zeitpunkt im November war ganz bewusst gewählt, erwartete ich doch, dass der Touristenstrom ganz oder zumindest fast ganz zum Erliegen gekommen ist. Und ja, es passte wunderbar. Ich konnte die Ruhe und die Seeluft geniessen. Und ich hatte ausgiebig Gelegenheit, mit meiner Kamera alle meine Eindrücke festzuhalten. Das Wetter war sehr wechselhaft, geradezu ideal zum Fotografieren und genauso wie ich es mir erhofft habe. Ich bin jeden Tag auf den Klippenrandweg einmal um die Insel herumgelaufen und jeden Tag präsentierte sich mir das Meer und der Himmel anders und neu. Mal strahlend blauer Himmel, dann vereinzelte Wolken, aufziehende Unwetter und komplett bedeckter, grauer Himmel. Innerhalb von Minuten dreht sich hier das Wetter um 180°. Es war schlicht und ergreifend faszinierend.
Dieses Mal habe ich es nun auch geschafft, mit der kleinen Fähre rüber auf die Düne überzusetzen, das kleine Eiland zu umrunden und mir am Nordstrand die Seehunde und Kegelrobben anzuschauen. Selbstredend aus sicherer Entfernung, erwarten die Kegelrobbenweibchen just in dieser Zeit Nachwuchs. Zudem habe ich mir auch endlich eine Führung durch den Luftschutzbunker der Insel gegönnt. Empfehlenswert und sehr interessant.
Abends sass ich dann in meiner Unterkunft mit Blick auf die Düne und die Nordsee, probierte in aller Ruhe meine Whiskyproben von Helgo Heiner und sah alle 3 Sekunden den Strahl des Leuchtturms über die dunkle See vorüberziehen. Sehr entspannend und beruhigend. Gleiches wenn ich zu späterer Stunde noch das stürmige Wetter am Klippenrandweg genoss, die Signallichter des Leuchtturms fingen mich immer wieder ein und zeigten mir den Weg. Irgendwie strange und ein wenig unheimlich, aber nichtsdestotrotz eine sehr fantastische und intensive Erfahrung.
Also, das war mit Sicherheit nicht mein letzter Helgoland-Besuch. Und ich werde immer ausserhalb der Saison fahren, da es dann wunderbar ruhig auf der Insel ist. Klar, natürlich hatte ich Riesenglück mit dem Wetter. Im November kann sich jenes auch mal anders darstellen, z.B. komplett grau in grau und verregnet. Aber ich denke, dass Risiko sollte und kann man eingehen. Ich habe es getan und nicht bereut. Bis bald, Helgoland…
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