Fèis Ìle 2024, Islay, Scotland – Part 9

Und nun sind wir auch schon beim letzten Open Day des diesjährigen Fèis Ìle angelangt, welcher bei Ardbeg stattfand. Die nördlichste der drei Südküsten-Brennereien ist ja berühmt-berüchtigt für ihr offensives Marketing, welches nicht unbedingt immer mit der Qualität der Abfüllungen im Einklang steht. Man denke beispielhaft nur an die Committee Releases der letzten Jahre, die meiner Meinung nach alle nicht so wirklich überzeugen konnten. Aber wir werden sehen, wie das beim Spectaculaaar in diesem Jahr beim Ardbeg Day (ich hatte ihn noch nicht probieren können) aussieht.

Wir sind ein wenig zu zeitig vor Ort und reihen uns in die schon anwesende Besucherschlange ein und sehen kurz vor Einlass, wie sich das gesamte Mitarbeitercorps von Ardbeg, verkleidet als Affen, Clowns, Artisten und was weiß ich noch alles auf dem Parkplatz sammelt und an uns Richtung Brennerei vorbeizieht und dabei allerhand Schabernack treibt. Das alles nimmt natürlich eine gewisse Zeit in Anspruch, aber letzten Endes durften wir dann endlich auf das Gelände und buchten erstmal noch fix eine Masterclass mit Colin Gordon, seines Zeichens Distillery Manager bei Ardbeg. Dann schauten wir uns erst einmal in Ruhe um und nahmen ein zweites Frühstück an einem üppigen und gehaltvollen Buffet ein, wo man allerdings aufgrund des Andrangs ein wenig warten musste. Wir waren halt nicht die Einzigen, die eine solide Grundlage für das Kommende schaffen wollten. Nachdem wir uns unsere Bäuche vollgeschlagen hatten, stromerten wir noch ein wenig durch die Distillery und staunten über das Spektakel auf dem gesamten Gelände, bis endlich die oben erwähnte Masterclass begann.


Diese fand im Freien, ein wenig abseits des ganzen Trubels beim Open Day, statt. Auf einer Wiese waren dazu einige Fässer aufgestellt worden, an denen sich die Teilnehmer versammelten und ihre am Einlaß erhaltenen Sample-Packs auspacken konnten. Die Spannung war natürlich groß, was sich so an Proben in den kleinen Papptaschen findet, und ich denke am Ende war niemnd über die darin enthaltenen Samples enttäuscht, ich für meinen Teil konnte jedenfalls nicht meckern. Zu jeder Probe wurde eine kleine Geschichte erzählt, meist von Colin Gordon, aber auch die anderen Beiden gaben die ein oder andere Geschichte zum Besten. Hauptakteur war aber natürlich Colin Gordon, der in seiner Doppelrolle als Circus-Boss und Distillery Manager die ganze Veranstaltung zusammenhielt. Alle fünf Proben waren vom Feinsten, wobei der Single Cask 3771 und der Supernova 2009 bei mir die Nase vorn hatten. Ganz großes Tennis, mein lieber Schwan. Und den Spectacular fand ich auch ziemlich gut. Aber auch die anderen Drams waren vom Feinsten.


Von der Masterclass mussten wir uns nach Beendigung erst einmal wieder erden und auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Dazu schlenderten wir noch ein wenig auf dem Gelände umher und genehmigten uns noch einige ältere und seltene Ardbegs, die zum Open Day selbstredend angeboten wurden. Ich bin dann hin und wieder auch mal hinunter zum alten Anleger gegangen und habe das Wetter und die Aussicht genossen und dabei natürlich auch die Anzahl der Auslösungen meiner Kamera ein wenig nach oben geschraubt. Schlußendlich sind wir noch auf einen kleinen Felsen südlich der Brennerei geklettert, von welchem wir aus der Distanz wunderschöne Blicke auf die Distillery genießen konnten.

Zuguterletzt sei mir noch eine kleine Schlußbemerkung erlaubt. Ich bin nicht der größte Ardbeg-Fan, nicht zuletzt wegen des Marketing Theaters, mit welchem die Distillery bei mir immer wieder Befremden auslöst. Aber ich muss dies hier an dieser Stelle einmal relativieren, wenn ich hier vor Ort höchstselbst sehe, mit wieviel Herzblut und Engagement die gesamte Ardbeg-Mannschaft diesen Open Day und die Organisation desselben bewerkstelligten. Ich glaube nicht das hier nur ein von Moët Hennessy bereitgestelltes Budget eine Rolle spielt, nein, ich denke vielmehr, hier spielt die Identifikation der Mitarbeiter von Ardbeg ihrem Arbeitgeber gegenüber eine große Rolle. Das zeugt meiner Meinung nach von einem im großen und ganzen gesunden Betriebsklima.

Damit war denn auch der Ardbeg Open Day Geschichte, und ein sehr ereignisreicher obendrein. Mir war das ganze Spektakel zeitweise ein bissel zuviel, aber das lag an mir, da ich es ja eh immer ein wenig ruhiger mag. Aber nichtsdestotrotz ein sehr schöner Tag mit einer fantastichen Masterclass, wunderbaren Drams und bestem Wetter.


Zurück in Bowmore bin ich noch ein wenig in dem kleinen Städtchen umhergewandert und habe ein paar Bilder geschossen. Gleichzeitig habe ich mich innerlich von Bowmore und der Insel verabschiedet, da wir ja am nächsten Tag wieder abreisen mussten, was mich natürlich traurig und wehmütig machte. Aber ich komme ja wieder auf dieses kleine wunderbare Eiland, da bin ich mir ziemlich sicher.


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