So langsam aber sicher erreichen wir das Ende des Rückblicks auf meinen letzten Schottland Besuch, aber nur langsam, stehen doch immerhin noch 2 Tage auf der Insel und ein Tag auf dem schottischen Festland an. Part 8 beschäftigt sich wieder mit dem nordöstlichen Teil von Islay und wir sind heute bei Ardnahoe und Bunnahabhain zu Besuch.
Wir hatten uns, wie schon so oft in den vergangenen Tagen, ein Taxi gebucht, welches uns zur Ardnahoe-Distillery bringen sollte, wo wir eine kleine Tour gebucht hatten. Michael und ich waren schon im letzten Jahr im Visitor Centre, kurz bevor dieses vorübergehend schloss, und hatten den Aufenthalt in dem sehr großzügig bemessenen Café mit fantastischem Ausblick auf den Sound of Islay und die Paps of Jura sehr genossen. Allerdings war diesem Zeitpunkt noch kein Ardnahoe abgefüllt, so dass es, soweit ich weiß, auch noch keine Touren o.ä. gab. Das war dieses Mal anders, es gab eine kleine Brennerei Tour, als Mitglied der Ardnahoe-Society sogar gratis, die wir uns natürlich nicht entgehen liessen. Dabei bekamen wir die Gelegenheit, entweder den ersten Release der Brennerei, einem 5 Jahre alten Whisky, der in Oloroso und Bourbon Fässern gereift wurde, oder die Fèis Ìle Abfüllung in Fassstärke zu probieren. Ich entschied mich für die Fèis Ìle Abfüllung und wurde mit einem kernigen kräftigen Islay Whisky belohnt, der ebenfalls 5 Jahre reifte, allerdings nur in Bourbon Casks. Die Brennerei präsentierte sich nach meinem Dafürhalten nüchtern, aufgeräumt, von den Räumlichkeiten klar strukturiert und, wenn man von der Zufahrtsstraße kommt, schon fast modellhaft, aus der Ferne aber wiederrum sehr malerisch in der Landschaft eingebettet liegend. Es lässt sich nicht leugnen, dass es eine neue Brennerei eines unabhängigen Abfüllers ist, mit der Zielstellung, Whisky für diesen und seine geplanten Aktivitäten zu produzieren, und nicht wie Bunnnahabhain, Bowmore oder Laphroaig, um nur einige Beispiele zu nennen, die es gefühlt schon immer gab und dementsprechend alleine schon von ihrem Namen und ihrer Geschichte leben können, mal etwas überspitzt ausgedrückt. Die aktuelle Situation in der Branche macht es aber gerade nicht einfacher, eine neue Distillery am Markt zu etablieren. Mal schauen, wie sich das in Zukunft entwickelt, sowohl im kleinen bei Ardnahoe als auch die allgemeine Situation in der Whisky-Welt.
Im Anschluß wurde es denn auch mal wieder Zeit, ein paar Schritte zu gehen und die herrliche Islay-Landschaft zu inhalieren. Das Wetter spielte uns mit wechselhaften, jedoch meist sonnigen Verhältnissen in die Karten und wir liefen los zu Bunnahabhain, wo am heutigen Tage der Open Day stattfinden sollte und worauf ich mich natürlich besonders freute, ist doch die 1881 gegründete Brennerei eine meiner liebsten auf Islay und auch darüberhinaus. Der Fußmarsch führte uns über die Single Track Road von der A846 kommend nach Bunnahabhain, auf welcher uns schon das ein andere Fahrzeug überholte. Was mir immer ein Rätsel bleiben wird, ist, wie man auf diesem löchrigen, asphaltierten, besseren Feldweg die Baugeräte und Materialien für den Bau einer Whiskybrennerei (wie z.B. gerade Ardnahoe, oder bei Bunnahbhain neue Warehouses) transportieren kann. Ich meine, klar, ich habe da im letzten Jahr auch 2 oder 3 große Sattelschlepper langfahren sehen. Passen tut das gerade so von der Breite her, wenn man ein geübter LKW-Fahrer ist, aber wenn dann mal Tag für Tag 10 -20 LKW da durchlaufen, dann frage ich mich schon, wie die Straße das aushält. Nun ja, irgendwie scheint es ja zu funktioniert zu haben, und das nicht nur einmal. Trotz meiner weitergehender Gedanken habe ich es aber nicht versäumt, die Landschaft um mich herum zu genießen und zu fotografieren. Meistens hing ich immer ein paar hundert Meter hinter Michael und Peter zurück, aber ich hatte ja im Hinterkopf, dass, auch wenn ich eine halbe Stunde später bei Bunnahabhain ankomme, es immer noch genug Whisky für meinereinen gibt ;-).
Angekommen bei Bunnahabhain nahm ich erstmal wieder die üblichen Utensilien wie Tokens, Wasserflasche usw. in Empfang, schaute mich kurz nach den beiden Vorläufern um und hatten dann auch schon unseren ersten Termin vor der Nase, und zwar das Julieann’s Drams – Future Releases. Wie der Name schon besagt, sollten bei dieser Verkosung die in nächster Zukunft erscheinenden Releases von Bunnahabhain vorgestellt werden. Das Tasting fand in der Filling Station statt, einer großen Halle, in der pro Teilnehmer ein Fass aufgestellt wurde, auf welchem die Drams samt Gläsern standen. Hinter jedem Fass stand ein Stuhl, auf dem man Platz nehmen sollte. Schon eine etwas ungewohnte Perspektive über Fass und Gläser den Ausführungen von Master Blenderin Julieann Fernandez zu folgen. Zu den vier verkosteten künftigen Abfüllungen kann ich sagen, dass drei von ihnen mich nicht wirklich überzeugten und ich mir bei dem vierten Kandidaten, ein 34 Jahre alter Bunnahabhain, gefinished in einem Moscatel Cask mit immerhin noch 43,5 Volumenprozenten, noch keine abschließende Meinung bilden konnte. Von diesem alten Tropfen hatte ich nur zwei drei Minischlucke probiert und den Rest im Samplefläschchen belassen, um ihn zu Hause in Ruhe zu verkosten, wo er immer noch seiner Bestimmung harrt. Aber was ich da probiert hatte, war schon vielversprechend und macht mich neugierig und gespannt auf den Rest des Samples. Von Martin Spörl, den ich von diversen SMWS-Tastings in Hamburg kenne, habe ich gehört, dass das quasi parallel stattgefundene Warehouse-Tasting hammergeil gewesen sein soll. Was soll ich sagen, man kann nicht immer nur Volltreffer landen und schlecht war das Future Releases Tasting ja nun beileibe auch nicht, alleine die Atmosphäre in der Filling Station bei der Verkostung war schon Klasse.
Im Anschluß hatten wir noch die Gelegenheit uns höchstselbst im Rahmen des Staoisha – Fill your own bottle-Events eine Flasche von einem 6-jährigen Staoisha abzufüllen, welche wir selbstredend gerne nutzten. Parallel dazu konnten wir die Abfüllung auch schon mal probieren, mit dem ersten Fazit: rauh, ehrlich, ohne Schnörkel und keine Gefangenen machend. Ein Islay-Whisky ohne Schnick und ohne Schnack. Sehr schön.
Und zum krönenden Abschluß des Tages stand dann noch eine, ja was wohl, richtig, eine Bootsfahrt an. Ich habe mich bei diesem Fèis Ìle so dermaßen in diese kleinen Bootsausflüge verliebt, das ist unglaublich. Wenn ich denn mal wieder bei einem Fèis Ìle dabei bin, werde ich als erstes nach allen verfügbaren Events auf dem Wasser Ausschau halten und buchen. Vom Port of Bunnahabahain, wenn man das so nennen kann, ging es straight Richtung Norden bis hin zum Ruvaal Lighthouse an der Nordspitze von Islay, und das bei schönstem Sonnenschein und einigen aufgelockerten Wolken. Selbstredend gab es auch bei Bunnhabhain begleitende Drams, und die Brennerei hat sich da auch nicht lumpen lassen. Es gab zwei Abfüllungen vom Festival, Nummer 1 war der 14-jährige mit einem Port Cask-Finish und Nummer 2 der 19 Jahre Moine mit Madeira Cask Finish. Es wurde reichlich eingegossen und auf Wunsch auch großzügig nachgeschenkt. Beides im Übrigen sehr schöne Abfüllungen, wie ich fand. Passten hervorragend zur kleinen Bootsausfahrt.
Der Abtransport der Besucher gestaltete sich dann als eher schwierig, es war ein Shuttle-Verkehr zwischen Abzweig vor Port Askaig und der Distillery eingerichtet worden, womit wir bei den schon im Part 7 angerissenen Problemen im Nahverkehr auf Islay wären, wobei das natürlich nichts mit dem offiziellen Busverkehr auf der Insel zu tun hatte. Es waren, soweit ich weiß, 2 Shuttle-Busse vorgesehen, wovon aber letztlich nur einer fuhr, der aufgrund der Länge der Strecke und der Tatsache, dass es sich um eine Single Track Road handelte, natürlich seine Zeit für die Strecke brauchte. Und diese Tatsache sorgte letztlich dafür, dass die Warteschlange länger und länger wurde. Wir standen schon über 1 Stunde in der Schlange und es hätte wahrscheinliuch noch einer weiteren Stunde bedurft, bis wir endlich in den Bus hätten steigen können. Allerdings machten die Brennerei Mitarbeiter irgendwann dann auch Feierabend und nahmen freundlicherweise einen Teil der wartenden Besucher in ihren PKWs mit. Wir hatten dann schließlich auch Glück und wurden mitgenommen, sogar bis Bowmore, wo sich unsere Unterkunft befand. Eine sehr schöne Geste von den Bunnahabhain-Mitarbeitern. Vielen Dank auch an dieser Stelle nochmal dafür.
So hatten wir dann auch diesen Tag geschafft. Kurzweilig und zuweilen ein wenig, wie soll ich sagen, anspruchsvoll war er, aber nichtsdestotrotz voller neuer Eindrücke und schöner Erlebnisse. Ich bleibe dabei, Bunnahabhain steht auf der Liste meiner Lieblingsbrennereien nach wie vor ganz weit oben.
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