Fèis Ìle 2024, Islay, Scotland – Part 6

Der nächste Tag, der Mittwoch, sollte dann ein wenig ruhiger werden. Es stand für uns nur eine Veranstaltung an, welche dazu noch in unserem vorübergehenden Zuhause, also Bowmore, stattfand.

Vorher stand aber noch ein Kurztrip nach Bruichladdich an, da wir nochmal in den Destillery Shop wollten. Da wir ein wenig Zeit vor Ort waren, kehrten wir noch für einen Kaffee in den Mini Market von Bruichladdich ein paar Meter von der Brennerei entfernt ein. Michael und ich kannten den kleinen Tante Emma-Laden noch von unserem letzten Islay Trip im November letzten Jahres. Ein kleiner uriger Laden, wo man alles, was man so zum täglichen Leben braucht, einschließlich ein paar ältere und interessante, aber auch teure Campbeltown und Islay-Abfüllungen bekommt. Zudem ist der Shop ein Treffpunkt für die Leute aus dem Ort und der Umgebung, um einen Kaffee zu trinken und sich über den neuesten Dorftratsch auszutauschen. Da sind dann auch scho mal ein paar ältere und schon leicht schrullige Islay-Originale dabei, die den Laden lebendig machen und die Besucher mit ihrer Art und ihren Stories zum Schmunzeln bringen. Sogar der Verfasser dieser Zeilen, der nachwievor des Englischen nur rudimentär mächtig ist, merkte dies und musste ob der Dialoge das ein oder andere Mal breit grinsen. Ein kleines aber feines Erlebnis, welches einmal mehr aufzeigte, dass es abseits von Brennereien und Whisky auch andere liebenswerte Dinge auf Islay gibt. Leider habe ich diese kleine Anekdote wegen der frühen Morgenstunde und der damit einhergehenden Dösigkeit meinerseits fotografisch nicht festgehalten, aber vielleicht sollte es auch nicht sein. Und vielleicht hätten es die Einheimischen auch gar nicht gut gefunden, abgelichtet und der Öffentlichkeit preisgegeben zu werden. Wer weiß, aber am Ende ist es gut so wie es ist. Ich werde mich noch lange und vor allem gerne an den Besuch im Mini Market Bruichladdich erinnern.

Aber zurück zum Hauptthema des Tages, dem Open Day bei Bowmore mit dem Bowmore Master Selection Tasting als Höhepunkt. Nach Ankunft auf dem Brennereigelände verschafften wir uns erst einmal einen Überblick. Da wir bis zum Beginn des Tastings noch ein wenig Zeit hatten, tauschte ich schon mal meine beiden am Einlaß erhaltenen Token gegen Whisky ein. Es gab dafür aber nur den 10 bzw. 12-jährigen Bowmore aus der Core Range, also mussten die Beiden dran glauben. Und ich muss sagen, ich habe es bereut. Selten habe ich langweiligere Whiskies probiert, wobei der 10-jährige wenigstens noch einen Ticken mehr Biss hatte als sein 2 Jahre älterer Bruder. Auch sonst empfand ich den Open Day bei Bowmore als ziemlich mau. Es war nicht wirklich viel los und trotzdem wirkten die Aufbauten ziemlich beengt. Vielleicht war aber auch meine Stimmung ob der flauen Bowmores ein wenig in den Keller entfleucht. Schwer zu sagen. Aber wir hatten ja noch ein Tasting vor der Nase, auf welches ich mich aufgrund meiner Erfahrung beim Warehouse Tasting im November letzten Jahres sehr freute.

Dieses Mal handelte es sich jedoch nicht um ein Tasting im Bowmore Lagerhaus sondern um ein sogenanntes Master Selection Tasting auf einem extra dafür umgebauten Malzboden und in unserem speziellen Falle um eine Verkostung von vier ausgesuchten Abfüllungen, die in enger Zusammenarbeit mit dem Luxuswagen-Hersteller Aston Martin entstanden sind. Personell wurde hier geklotzt und nicht gekleckert, jeder Whisky wurde von einer anderen Person vorgestellt plus einem lebendigen Moderator, der die Überleitung zum jeweils nächsten Whisky gestaltete. Grundsätzlich habe ich für mich festgehalten, dass es sich hier um sehr feine und ausgewogene Whiskies handelt, vom ersten einmal abgesehen, da er mit seinen 43% vol. eher kraftlos über den Gaumen floss, aber das Zielklientel ist hier wohl ein komplett anderes, was ja schon der Name Aston Martin auf der Verpackung impliziert. Naja, nichtsdestotrotz fand ich das Tasting incl. Setup doch schon ziemlich gut. Bei dem ersten Kandidaten handelte es sich um einen 18 Jahre alten Bowmore mit Beinamen Deep & Complex und wie schon erwähnt 43% vol., wohingegen es sich bei den drei folgenden Kandidaten um einen 21-jährigen und zwei 22 Jahre alte Abfüllungen handelte, mutmaßlich alle drei in Fassstärke. Ich denke, abends zu Hause im Winter vor einem imaginären Kaminfeuer würde die Verkostung der vier Abfüllungen höchstwahrscheinlich auch noch mal anders aussehen, aber aufgrund der vermutlich absurden Bepreisung der Reihe muss und will ich das nicht haben. Da gibt es genug andere, preislich im Rahmen bleibende Abfüllungen, die wesentlich spannender und aufregender sind.


Nach diesem, wie soll ich sagen, schwierigen oder vielleicht auch zwiespältigen Tasting stromerten wir noch ein wenig auf dem Open Day Gelände herum, spielten seltsame Spiele mit Fasspfropfen, gewannen nichts und trollten uns schließlich in unser temporäres Zuhause. Michael und Peter hatten am Abend in der Bowmore School noch ein Konzert mit gälischer Folklore besucht, worauf ich nicht unbedingt Lust hatte. So habe ich mir an dem Abend eine kleine Auszeit gegönnt und bin in unserem Haus geblieben. Dabei bin ich noch ein wenig um selbiges geschlichen und habe noch das ein oder andere Foto gemacht. Somit ging damit dann auch ein eher ruhiger und durchwachsener Tag zu Ende. Aber ohne solch tendenziell eher mittelmäßigen Tage wären die Highlight-Tage denn auch keine Highlight-Tage mehr, sondern auch nur Tage wie viele andere auch. Mit diesen ein wenig nachdenklichen Worten schließe ich meinen Tagesbericht für heute ab. Der Nächste kommt bestimmt …


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