Fèis Ìle 2024, Islay, Scotland – Part 5

An diesem Dienstag standen, ebenso wie am Vortag, zwei Events auf unserer Agenda. Als erstes stand der Open Day bei einer meiner Favorite Distillery, Laphroaig, an und am späten Nachmittag noch der Besuch des Independent Bottlers Festival, welches in Port Ellen in der Ramsey Hall stattfand.

Der Tag begann wie viele Tage in Hamburg ebenfalls beginnen: wolkenverhangener Himmel, Nieselregen und alles grau in grau. Den Schotten besser geht es also auch nicht besser als uns Norddeutschen. Nun, wir sind halt dran gewöhnt und machen das Beste daraus. Als wir bei Laphroaig ankamen, mussten wir uns allerdings noch ein paar Minuten gedulden, da wir ein wenig zu optimistisch in unserer Zeitplanung waren. Nachdem wir auf das Gelände gelassen wurden, nicht ohne die üblichen Beigaben wie Glashalter, Glencairn in Miniausführung, Wasserflasche und Token, gingen wir erst einmal in ein kirchliches Gebäude (so stellte es sich mir zumindest dar) auf dem Distillery Gelände und stärkten uns mit handgemachten Kuchen und Kaffee. Derart gewappnet konnte der Spaß dann auch losgehen. Wir verschafften uns erst einmal einen Überblick, bevor es dann auch schon mit dem ersten und auch gleichzeitig einzigen Event bei Laphroaig losging, dem Malt Floor Tasting. Hier gab es Einblicke in das Mälzen der Gerste bei Laphroaig, wobei die kleine Tour auf der namensgebenden Malting Floor losging und dann weiter zu den stark rauchenden Kiln (sehr beeindruckend) und letztlich dem dazugehörenden Ofen ein zwei Etagen tiefer führte. Feiner kleiner Exkurs, welcher von zwei ebenso feinen kleinen Drams abgerundet wurde. Als erstes der Cairdeas 15y, welchen ich im Portfolio der Cairdeas Reihe nach wie nicht so richtig einzuordnen vermag, und danach der Laphroaig Elements 1.0, ein aus meiner Sicht brutal guter Laphroaig, welcher nach den Vorstellungen von Barry MacAffer, dem mittlerweile der Vergangenheit angehörenden Master Distiller, den Beginn einer Serie von Abfüllungen darstellen sollte, die die Einflüße der verschiedenen Stufen der Destillation dokumentieren will. Der Elements 1.0 befasst sich hier mit dem Thema Einfluss der Hefegärung auf den Whisky. Mittlerweile gibt es auch schon den Elements 2.0, inwieweit jedoch die Serie nach dem Weggang von Barry MacAffer fortgeführt wird, bleibt abzuwarten.


Aber zurück zum Thema. Nachdem die kleine Tour endete, mussten wir nochmal ein wenig feste Nahrung zu uns nehmen, um danach den Filling Store aufzusuchen. Dort gab es, neben den Standard Abfüllungen, ganz hinten in der Ecke den interessanteren Stand. Dort wurde die gesamte Laphroaig 10y Cask Strength Serie zum Probieren ausgeschenkt. Angefangen beim „Prototyp“ Cask Strength, und dann von Batch 001 bis 016 war alles vorrätig. Wow! Da hab ich Bauklötzer gestaunt. Und mir zwei oder drei von den ersten gegönnt. Und dann natürlich die ersten fünf als Sample für zu Hause abfüllen lassen. Preislich war das alles mehr als fair, wie ich fand und auch immer noch finde. Es gab da an einem Extra-Stand Vouchers im 4er-Pack für 20 GBP zu kaufen, d.h. ein Dram/Sample konnte man für 5 GBP erstehen. Da konnte man nicht meckern, gerade bei den alten CS-Abfüllungen. Alles in allem eines meiner Highlights, trotz des Schietwetters. Ist halt Laphroaig.


Irgendwann am frühen Nachmittag machten wir uns dann per pedes wieder auf den Weg nach Port Ellen. Peter hatte dort gerade so noch in der neu eröffneten Diageo Brennerei eine Karte für eine Führung ergattern können. Interessiert hätte mich das natürlich auch, allerdings war ich auch nicht wirklich traurig, war die Destillery von außen zwar äußerst stylisch und schick anzusehen, aber für mich auf eher andere Käuferschichten zugeschnitten. Diageo halt. Mir fehlt da irgendwie die Atmosphäre und Authentizität, die man bspw. bei Bruichladdich oder Bunnahahbhain hat. So kehrten Michael und ich in das Little Charlottes Cafe ein, tranken ein paar Milchkaffee und harrten der Dinge, die da in Form des Independent Bottler Festivals noch auf uns zukommen sollten.


Das Konzept dieser Veranstaltung ist mir neu (gut, ich war noch nie hier beim Fèis Ìle 😉 ), so gibt es für ein Zeitfenster von 3 Stunden und einen Preis von 25 GBP Zutritt zur Location in der Ramsey Hall in Port Ellen. Hier wurden die Gäste von insgesamt 14 Independent Bottlern erwartet, die Proben von ihren Abfüllungen ausschenkten und im Falle des Gefallens auch eine Flasche verkauften. Ob sich dieses Konzept für die Abfüller gelohnt hat, weiß ich natürlich nicht, habe aber so meine leisen Zweifel. Neben den Ständen von Von der SMWS (selbstredend), The Single Cask und einigen anderen war ich auch ziemlich oft bei Woodrow’s of Edinburgh, um da den einen oder anderen interessanten Tropfen zu probieren und ich wollte mir von diesem hierzulande weitestgehend unbekannten Abfüller unbedingt eine Flasche mitnehmen. Meine Wahl fiel dann auf einen 16 Jahre alten Bunnahabhain und als ich meinen Wunsch kundtat, wurde ich ganz ungläubig angeschaut und es wurde auch nochmal nachgefragt, ob ich denn wirklich eine ganze Flasche wolle. Das spricht eigentlich dafür, dass die Aussteller das ganze eher als Werbeevent verbuchen statt als Verkaufsveranstaltung. Wie dem auch sei, das Publikum hat dieses Konzept auf jeden Fall angenommen, manche naturgemäß etwas zu sehr, was aber nicht wirklich verwunderlich war. Wir hatten uns zwar ein wenig zurückgenommen, aber wollten natürlich angesichts der Fülle der flüssigen Verlockungen doch einiges probieren, so dass wir schlussendlich auch nicht mehr so ganz nüchtern den Abend beendeten. Damit fand dann an weiterer, an Highlights reicher Tag sein verdientes Ende.


No responses yet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert