Der erste vollständige Tag auf der Insel war ein Sonntag und wir hatten eine Destillerie-Tour sowie ein Warehouse-Tasting bei Bunnahabhain gebucht. Sonntag, auf Islay, im November… was soll ich sagen. Da bekommt der Begriff „tote Hose“ eine neue Dimension. Es hatte im gesamten Einzugsbereich der Brennerei nichts, aber auch gar nichts offen, so dass wir mit dem bescheidenen Frühstück, welches wir in unserer Unterkunft hatten, bei Bunnahabhain einrückten. Und selbst dort gab es dann nichts nennenswertes zu beißen.
Zuvor hatten wir allerdings noch einen kurzen Abstecher nach Finlaggan gemacht, dem ehemaligen Sitz der „Lord of the Isles“. Ein sehr geschichtsträchtiger Ort, wovon heute allerdings nur noch rudimentäre Reste des einstigen Herrschersitzes zeugen. Sehr interessant.
Aber zurück zu Bunnahabhain, dem Hauptgrund unseres heutigen Trips in den Norden der Insel. Auf dem Weg dorthin machten wir auch einen kurzen Abstecher zu Caol Ila und Ardnahoe, eben in der Hoffnung, eine Kleinigkeit zu Essen oder zumindest einen Kaffe zu bekommen. Aber: Fehlanzeige. Was mir auf den Wegen zu den jeweiligen Brennerein auffällt, wie um alles in der Welt werden diese mit allen benötigten Sachen versorgt und wie werden die Endprodukte dann wieder abtransportiert? Das alles auf den mehr oder weniger maroden Single track roads? Am Ende ist das wohl so, hab dann auch selbst dort so ein 40-Tonnen LKW auf der Straße gesehen, aber nichtsdestotrotz fand ich das schräg, gerade im Hinblick auf das (noch?) stete Wachstum der Branche.
Nach all dem Rummosern nun aber zum positiven Teil. Den gab’s nämlich auch. Malerisch an der Küste im Nordosten von Islay gelegen, versprüht die Brennerei jede Menge Old School-Charme. Nur das Visitor Centre und weiter oben ein Lagerhaus sind in den letzten Jahren neu gebaut worden. Das Tasting im legendären Warehouse Nr 9 war dann erwartungsgemäß hervorragend, wobei ich zu meiner Schande gestehen muss, nicht mehr zu wissen, was uns für Fassproben gereicht wurden, nur dass sie vorzüglich waren. Asche auf mein Haupt. Beim Feis Ile werde ich das dann wohl besser dokumentieren müssen.
Kleines Update: Ich kann hier doch noch das Lineup vom Bunnahabhain Warehouse Tasting nachreichen, dank meinem Mitreisenden Michael. Also an dieser Stelle: Vielen Dank für das Foto.
Damit ging auch der erste Brennerei-Besuch auf Islay zu Ende und mein Fait lautet: Ich liebe sowohl die Atmosphäre der alten geschichtsträchtigen Destillerie als auch die Landschaft ringsherum. Als Krönung dann noch das extrem wechslhafte Wetter mit ständig wechselndem Licht. Herz was willst du mehr. Das ist genau mein Ding. Ich komme gerne wieder.
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