Anlässlich der dritten Veröffentlichung in der Ian Hunter Serie hat Beam Suntory in einigen Städten der Republik zu einem Laphroaig-Tasting geladen. In Hamburg wurde dazu das Whiskyplaza in der altehrwürdigen Deichstrasse auserkoren. Ein mehr als passender Rahmen mit entsprechendem Ambiente, um einen 33-jährigen Laphroaig zu präsentieren. Publik gemacht wurden diese exklusiven Tastings nur den Friends of Laphroaig per Mail. Ich hatte die Mail zwar zur Kenntnis genommen, aber da ich dieser nicht wirklich viele Details entnehmen konnte, hatte ich sie erst einmal beiseite gepackt. Ein paar Stunden später dann wollte ich mich näher damit auseinandersetzen, aber die Karten da alle schon weg. Überrascht war ich darüber allerdings nicht wirklich und so legte ich das Thema ad acta.
Eingeholt hat mich es wieder durch einen glücklichen Zufall. Oder vielleicht sollte ich es doch eher glücklicher Umstand nennen. So circa eine Woche vor dem Tasting weilte ich, mittlerweile muss ich fast sagen, mal wieder, in der Whiskyplaza und bei einem netten Plausch mit dem Chef kamen wir irgendwie auf das Laphroaig-Tasting und er teilte mir mit, dass es aus den allgegenwärtigen pandemischen Gründen ein paar Rückläufer gegeben hat und er noch genau eine Karte über hat und diese für mich reservieren würde. Solch ein Angebot konnte ich mir selbstredend nicht entgehen lassen und so konnte ich mit einigen, der Destillerie wohlgesonnen Menschen einen grossartigen Abend verbringen. Manchmal bin selbst ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. An dieser Stelle nochmal ein fettes Dankeschön an Björn Lahmann von der Whiskyplaza.
Der durch das Tasting führende Brand-Ambassador, Jens Rosenberg, ist ein angenehm zurückhaltender Zeitgenosse, der sich nicht in Vordergrund drängt. Er hat zu Beginn kurz in die Runde gefragt, wie tief die Teilnehmer in der Materie Whisky eingetaucht sind und orientierte sich entsprechend bei seiner Moderation daran. Er führte ruhig und souverän durch das Tasting. Hat mir sehr gut gefallen.
Nachdem am Eingangsbereich der Plaza die üblichen Formalitäten erledigt waren, wurde man an die Bar gebeten, wo man einen Willkommens-Cocktail serviert bekam. Und der hat mich gleich erst mal weggeblasen. Das Thema Cocktails an sich hat mich eigentlich immer nur mässig bis gar nicht interessiert, allerdings habe ich schon viel Gutes darüber im Kontext mit Whisky gehört. Und dann gleich sowas. Es wurde ein Penicillin-Cocktail gereicht, der in der Szene wohl bekannt ist. Besonderheit hier war jedoch, dass nicht zu gleichen Teilen torfiger und nicht-torfiger Whisky verwendet wurde, sondern ein Teil Auchentoshan und drei Teile – natürlich – Laphroaig, was den Drink natürlich noch herber erscheinen liess. Den Penicillin-Cocktail muss ich mir merken.
Als die ersten Kontakte mit den Nachbarn geknüpft waren und der Cocktail geleert war, wurden wir in die 1. Etage in den Tasting Room gebeten, welcher schon für das begleitende 3-Gänge-Menu vorbereitet war. Es wurde mittels Kärtchen jedem Besucher sein Platz gewiesen und dann ging es auch schon los mit dem ersten Gang. Um es vorweg zu nehmen, das Menu war fantastisch. Mein Kompliment an die Küche in der Whiskyplaza. Zu den jeweiligen Gängen wurde ein Whisky gereicht, welcher den Charakter der jeweilige Speise unterstrich bzw. ergänzte. Die Einzelheiten mag der geneigte Leser dem nebenstehenden Foto entnehmen.
Ich denke, über die zu den einzelnen Gängen ausgeschenkten Drams brauche ich nicht viele Worte verlieren. Allesamt schöne Abfüllungen, angefangen beim für mich ein wenig überteuerten Lore über den Klassiker Quarter Cask bis hin zum 10er Cask Strength, welcher meiner Meinung nach mit jedem Batch ein Statement in der Whiskywelt setzt. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit gehabt und natürlich auch genutzt, einmal einen Tropfen Laphroaig New Make zu probieren. Dieser hatte eine Alkoholstärke von 63,6% und ich war ob seiner Milde sehr überrascht. Ich hätte hier nie und nimmer auf über 60% getippt. Und als weitere Überraschung war der New Make in keinster Weise torfig. Klar, hintenheraus am Gaumen wurde er zunehmend trockener und herber, aber Rauch oder Torf war weit und breit nicht zu riechen oder schmecken. Erstaunlich und sehr interessant.
Und dann war es schliesslich soweit. Der Hauptanlass dieses Abends, ein 33-jähriger Laphroaig aus der Ian Hunter Edition (Book 3) wurde geöffnet und seiner, zumindest zum grossen Teil, Bestimmung zugeführt. Unser Ambassador erzählte uns einige Anekdoten und Geschichten zur Ian Hunter Reihe und zur Abfüllung selbst. Und dann war es soweit, wir konnten uns dem 33-jährigen Laphroaig widmen. Ein bissel ehrfürchtig war mir schon zumute, konnte ich mich doch nicht erinnern, jemals einen so alten Whisky dieser Destillerie im Glas gehabt zu haben. Im Jahre 1987 destilliert, mit Fassstärke in 49,9% abgefüllt und gereift ausschliesslich in Refill Ex-Bourbon Casks präsentierte er sich doch ziemlich kräftig an Nase und Gaumen. Blind hätte ich auf was um die 55% getippt. Der Rauch ist in der Nase kaum mehr zu riechen, was aber nicht überraschend ist nach 33 langen Jahren im Fass. Mit diesem Tropfen im Glas würde ich mich gerne einen Abend lang in’s stille Kämmerlein zurückziehen und mich nur diesem Whisky widmen. Er ist komplex, tief und, ja auch eine leichte Holzigkeit kann man dieser Abfüllung nicht absprechen. Allerdings nicht zu heftig und für meinen Geschmack genau richtig. Am Gaumen sind aber Rauch und Torf doch präsenter als in der Nase. Auch wenn die typische, ich nenne es jetzt einfach mal so, Laphroaig-Brutalität fehlt, so kann er doch seine Herkunft nicht verleugnen, da über allem eine maritime, leicht aschige Note schwebt. Ich fühlte mich für den Moment doch etwas überfordert mit dem Laphroaig. Vielleicht war ja schlicht meine Erwartungshaltung zu hoch oder aber das Alter und der Preis dieses Whiskies haben mich in Ehrfurcht erstarren lassen. Ich weiss es nicht. Was ich aber weiss, ist, dass so ein Whisky den aufgerufenen Preis von um die 1200€ nicht wert ist. Das hat nichts mit der Brennerei zu tun, sondern ist eine grundsätzliche Geschichte. Für ein Genussmittel oder meinetwegen auch Luxusgut, welches unter dem Strich eine doch relativ kurze Halbwertzeit hat, eine so hohe Summe zu investieren, ist für mich schlicht und ergreifend Wahnsinn. Diejenigen, die solche Beträge für eine Flasche Whisky zu zahlen bereit sind, sind meist nicht diejenigen, die das Getränk an sich zu schätzen wissen, sondern sehen es eher als eine Art Statussymbol oder eben als Kapitalanlage.
Aber wie dem auch sei, es war trotz allem ein für mich herausragender Abend und ich bin dankbar und froh, diesen 33 Jahre alten Laphroaig Gentleman probiert haben zu dürfen und überhaupt die Möglichkeit hatte Teil dieses Abends gewesen zu sein. Sei es das Konzept dieses Tastings, die Umsetzung und das Ambiente in der Whiskyplaza, die Moderation durch Jens Rosenfeld oder die verkosteten Laphroaig’s, es hatte alles gepasst. Ein stimmiger und rundherum gelungener Abend.
Eins noch zum Schluss: Der Whisky von Laphroaig hat mich einstmals tiefergehender mit dem Thema an sich auseinandersetzen lassen. Es war, natürlich, der 10er Laphroaig in der Standardausführung. Ich liebe den Destillerie-Stil bis heute und Laphroaig wird immer einen besonderen Platz in meinem Whisky-Herzen einnehmen. In diesem Sinne: Slainte mhath!
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