Nach einer kleinen Durststrecke wurde einmal mehr von der Society wieder in’s Irish Rover zu Hamburg geladen. Motto des Abends: Whisky & Pralinen. Eigentlich ein Thema, welches bereits in unzähligen Tastings behandelt wurde, eben weil es zwei Genußmittel sind, welche füreinander geschaffen scheinen. Für mich allerdings Neuland, auch wenn ich mal tiefer in meinem Gedächtnis krame, kann ich mich nicht erinnern an einem solchen Pairing teilgenommen zu haben, was ja für mich schon mal eine gute Ausgangsposition darstellt. Eine Premiere sozusagen.
Für diesen Abend hatte sich unser Ambassador Thom Glas um Nick van Heyningen verstärkt, der in Bremen eine Pralinen Manufaktur unterhält und uns an diesem Mittwoch Abend einige kurze Einblicke in die Welt der Pralinen gab. Vorbereitet wurde das Tasting, indem Thom dem Meister der Pralinen Samples von jedem Whisky, der an diesem Abend verkostet werden sollte, zukommen und diesem dann freie Hand bei der Kreation der zum jeweiligen Whisky passenden Pralinen ließ. Und Nick hatte sich da einige Gedanke gemacht und hat sich den Whiskies auf unterschiedliche Art und Weise angenähert. Mal wurden die Pralinen zur geschmacklichen Weiterführung des Whisky, mal zur Entschärfung der Abfüllung und mal zur Neuinterpretation des Destillats kreiert. Eine hochinteressante und spannende Erfahrung, welche ich in dieser Tiefe und Bandbreite noch nicht erlebt hatte. Da merkte man, dass sich der Pralinen-Designer intensivst mit der Thematik auseinandergesetzt hatte.
Herausragend in meinen Augen war dabei das Paar Nummer fünf. Der Whisky war dabei der 66.242, ein 15-jähriger, lightly peated Ardmore, der in einem Refill PX-Hogshead gefinished wurde, welcher für sich sicherlich ein guter, wenn auch nicht herausragender Whisky ist, aber in Kombination mit der aus weißer Schokolade bestehenden, mit winzigen Schinkenstückchen angereicherten Praline zu unerwarteten Geschmacksexplosionen eskalierte. Man muss sich diese Kombination, im wahrsten Sinne des Wortes, mal auf der Zunge zergehen lassen: weiße Schokolade und Schinken. Kommt man im Traum nicht von alleine drauf. Und dann noch der leicht getorfte Ardmore. Ein Gedicht.
Ich kann und möchte nun an dieser Stelle nicht auf jede Kombination eingehen. Nur noch soviel; Paar Nummer vier war mit einer speziellen Sorte Pfeffer bestückten Praline im Zusammenspiel mit dem im weihnachtlichen Jamaika enstandenen Royal Brackla ebenfalls großes Kino.
Erwähnenswert fand ich schließlich noch den 15 Jahre alten Auchroisk, der auf den seltsamen Namen Cask-strength lapsang souchong hört. Entsprechend seinem zugewiesenen Geschmacksprofil ist er ein für seine Reifung eher ungewöhnlicher und ein, welch Überraschung, eher trockener Vertreter seiner Art, bei dessen Herkunft ich auf, wenn schon nicht Bourbon Cask, eher auf ein Bordeaux Fass getippt hätte. Schräges Teil. Ich überlege noch mir diese Abfüllung zuzulegen.
Abschließend kann ich sagen, dass dieser Abend mit das beste und spannendste Themen-Tasting beinhaltete, welches ich bis dato besuchen durfte und freue mich wie Hulle auf das nächste Tasting im Mai, welches wieder einmal schwimmenderweise auf der Elbe stattfinden soll. Diese Tastings auf dem Wasser haben bei mir immer einen besonderen Stellenwert, da ich den Hamburger Hafen mit seiner Atmosphäre und seinen unendlichen Fotomotiven sehr liebe.
An dieser Stelle ein fettes Dankeschön an Nick van Heyningen und Thom Glas für diesen tollen Abend.
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